Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 1989; 24(3): 133-142
DOI: 10.1055/s-2007-1001540
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Infektionsüberwachung an Intensivstationen -Eine multizentrische Pilotstudie

Monitoring of Infections in Intensive-Care Units-A Multicentric Pilot StudyF. Lackner1 , G. Wewalka2 , M. Rotter3 , J. Kilian4 , E. Hummel4 , U. Hartenauer5 , R. Gähler5 , E. Scherzer6 , G. Pauser1
  • Aus dem Europäischen Komitee „Interdisziplinäre Hospitalhygiene” Ständige Mitglieder: H. Benzer, Innsbruck, P. Brühl, Bonn, U. Hartenauer, Münster, J. Kilian, Ulm, F. Lackner, Wien, G. Pauser, Salzburg,G. Reybrouck, Löwen, M. Rotter, Wien, H. G. Sonntag, Heidelberg, G. Werner, Hamburg, G. Wewalka, Wien
  • 1Universitätsklinik für Anästhesie und allgemeine Intensivmedizin, Wien, Österreich
  • 2Bundesstaatliche bakteriologisch-serologische Untersuchungsanstalt Wien, Österreich
  • 3Hygiene-Institut der Universität Wien, Österreich
  • 4Universitätsklinik für Anästhesiologie des Klinikums der Universität Ulm, BRD
  • 5Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Münster, BRD
  • 6Arbeitsunfallkrankenhaus Meidling der allgemeinen Unfallversicherungsanstalt Wien, Österreich
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Publication History

Publication Date:
22 January 2008 (online)

Zusammenfassung

Über einen Zeitraum von 3 Monaten wurden an 4 Intensivbehandlungsstationen (IBSt), 2 in Wien, je eine in Ulm und in Münster, mittels eines gemeinsamen Protokolls eine Infektionsüberwachung durchgeführt. Insgesamt 329 Patienten wurden prospektiv überwacht. Die Pilotstudie diente der Überprüfung der Auswertbarkeit der in dem Protokollbogen abgefragten Parameter. Durch den Protokollbogen wurde versucht das Krankengut der unterschiedlichen IBSt zu charakterisieren. So waren die mittlere Aufenthaltsdauer (1-12 Tage), die Sterblichkeit (8-26 %), die Leitdiagnosen bei der Aufnahme, die Frequenz intubierter Patienten (41-91 %) und die Zahl der Patienten, die durch Pulmonaliskatheter überwacht worden waren (12-35 %), deutlich unterschiedlich. Die Anzahl der schon mit einer Infektion aufgenommenen Patienten lag zwischen 9 - 43 %, Septikämien waren bei bis zu 27 % der Kranken feststellbar. Der Prozentsatz der auf der Station erworbenen Infektionen lag zwischen 12 und 37 %, dabei waren Bronchopneumonie, Septikämie und Harnwegsinfekt die häufigsten Manifestationen. Eine Gegenüberstellung der septischen Patienten und solchen, die länger als 3 Tage auf den IBSt lagen, aber keine Sepsis erwarben, zeigte, daß Septikämiker eine signifikant längere Aufenthaltsdauer und öfters Bronchopneumonie oder Peritonitis schon zum Zeitpunkt der Aufnahme als andere Patienten hatten. Auch erwarben die Septikämiepatienten während des Aufenthaltes auf der Station häufiger zusätzliche Infektionen wie Bronchopneumonie oder Harnwegsinfekt. Die Septikämien traten im Median am 5. Aufenthaltstag auf, doch nur bei einem Viertel der Fälle konnte die Diagnose durch eine positive Blutkultur erhärtet werden. Die Verwendung von Antibiotika an den 4 IBSt wird gegenübergestellt und zeigt deutliche Unterschiede. Aufgrund der Erfahrungen mit einer solchen Art der Infektionsüberwachung wird ein modifiziertes Protokoll vorgeschlagen, das auch die zeitliche Abfolge der dokumentierten Ereignisse wiedergibt.

Summary

During a period of 3 months an infection survey was carried out in 4 intensive care units (ICUs), 2 in Vienna, Austria, and one each in Ulm and Miinster, Federal Republic of Germany, using a common protocol. A total of 329 patients was monitored prospectively. This pilot study was performed to evaluate the usefulness of parameters included in the monitoring form. It was attempted to characterize the patient populations of the four units. Mean duration of stay (1-12 days), mortality (8-26 %), leading diagnosis upon admission, intubation rate (41-91 %) and use of pulmonary artery catheter (12 - 35 %) were distinctly different. The rate of patients admitted already with an infection was 9 - 43 %, septicemia was diagnosed in up to 27 % of the diseased. The rate of infection acquired in the unit was between 12 and 37 %, the most frequent types were bronchopneumonia, septicemia and urinary tract infection. When septicemia patients were compared to non-septicemia patients who had been admitted for more than 3 days, it appeared that the latter stayed significantly shorter at the ICU and showed less frequently bronchopneumonia or urinary tract infection at the time of admission. Septicemia patients acquired more frequently additional infections like bronchopneumonia or urinary tract infection while staying at the ICU. The median day of onset of septicemia was the fifth day and only in a quarter of cases diagnosis could be supported by a positive blood culture. The use of antibiotics in the 4 ICUs is compared and shows marked differences. Based upon experience with this type of infection survey a new modified protocol is introduced, which displays the time course of documented events.

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