Suchttherapie 2006; 7 - S9
DOI: 10.1055/s-2006-959121

Bedeutung des opioidergen Systems bei der Alkoholabhängigkeit

C vd Goltz 1
  • 1Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim

Forschungsbefunde zum endogenen Opioidsystem haben maßgeblich zum Verständnis der neurobiologischen Prozesse bei der Entstehung der Alkoholabhängigkeit beigetragen. Stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen können generell als Folge der exzessiven Aktivierung und Veränderung des stammesgeschichtlich alten mesolimbischen Verstärkungssystems angesehen werden, welches in seiner ursprünglichen Funktion der Regulation von Motivation und Verhalten dient. Das durch Alkoholkonsum aktivierte endogene opioiderge System reguliert dieses sogenannte Belohnungssystem auf vielfältige Art und Weise und trägt damit wesentlich zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Alkoholabhängigkeit bei. Auf der Basis dieser Erkenntnisse wird Naltrexon als kompetitiver Antagonist der Opiatrezeptoren in der medikamentösen Therapie der Alkoholabhängigkeit eingesetzt. Dabei wird angenommen, dass Naltrexon durch die Hemmung des alkoholinduzierten Endorphinanstiegs in der Lage ist, das Verlangen (Craving) nach Alkohol zu dämpfen und damit die Rückfallwahrscheinlichkeit zu verringern, was in mehreren klinischen Studien gezeigt werden konnte.