Suchttherapie 2006; 7 - S6
DOI: 10.1055/s-2006-959118

Sucht und Geld: Welchen Preis hat wer zu zahlen?

M Krausz 1
  • 1Hamburg

Die Situation unseres Gesundheitswesens und seiner ökonomischen Restriktionen beflügeln im Moment Debatten und Phantasien zum Verhältnis von Medizin und Geld, insbesondere der Frage wer hat für was die Verantwortung, auch die finanzielle, zu übernehmen?

Sucht, z.Z. insbesondere Alkohol- und Nikotinabhängigkeit werden z.B. von der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit angesichts ihrer enormen sozialmedizinischen Folgen (73,7 Millionen € Krankenhauskosten 2004 in Berlin für die Behandlung von Alkoholismus und seiner Folgen) als individuelles Fehlverhalten“ diskutiert. Eine Diskussion, die weit über die nach Effizienz von Behandlung hinausgeht und für die Betroffenen, wie ihre Therapeuten einen grundsätzlichen Legitimationszwang erzeugt.

In welchem Verhältnis stehen die gesellschaftliche/politische und die individuelle Verantwortung für Krankheit und wer soll den Preis dafür bezahlen?

Die Diskussion um die Kosten der Substitution oder gar der heroingestützten Behandlung, bzw. Harm reduction und AIDS, machen die Verschränkung noch viel deutlicher, denn nur ein kleiner Bruchteil der gesellschaftlichen Mittel für den Umgang mit Drogenabhängigen wird auf Prävention oder Therapie verwandt. Die hohen Kosten entstehen aus Strafverfolgung und Prohibition.

Die Frage des Wertes der Medizin ist also kompliziert und muss auf der Basis von Werteentscheidungen erfolgen, sie sollten die Basis für die Zuschreibungen von Verantwortung und Kosten sein.

Dies wird der Vortrag anhand von Beispielen zum Verhältnis ethischer und sozialer Verantwortung einerseits und individueller anderseits diskutieren, um über die Gesundheitsökonomie hinaus die Bedeutung des Verhältnisses von Sucht und Geld zu reflektieren.