Suchttherapie 2006; 7 - S5
DOI: 10.1055/s-2006-959117

Zukunft der heroingestützten Behandlung

C Haasen 1
  • 1Klinischer Projektleiter der Heroinstudie, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg, c/o Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, Hamburg

Die vorliegenden Ergebnisse der Heroinstudie legen Konsequenzen hinsichtlich der Verbesserung der Versorgung der besonderen Gruppe Opiatabhängiger mit schweren körperlichen, psychischen und sozialen Schäden nahe.

Über die gesundheitlichen Effekte hinaus sprechen insbesondere die größere Reichweite der Heroinbehandlung gegenüber der Gruppe der Schwerstabhängigen, die bessere Bindung an eine Suchtbehandlung, die stärkere Distanzierung von der Drogenszene sowie der Rückgang der Delinquenz dafür, dieses Versorgungsangebot breiter einzusetzen. Diese Angebotserweiterung wäre im Sinne einer intensiv-medizinischen Behandlung im Bereich der Suchttherapie als wichtiger Beitrag zur Überlebenssicherung für bestimmte Gruppen zu verstehen.

Zusätzlich ist aktuell wichtig, die Fortführung der Behandlung der Studienpatienten in den vorhandenen Einrichtungen längerfristig abzusichern, um die erreichten Verbesserungen nicht zu gefährden.

Die Heroinstudie hat zeigen können, dass für Opiatabhängige mit schweren körperlichen, psychischen und sozialen Schäden die strukturierte Behandlung mit pharmakologisch reinem Heroin hinsichtlich einer gesundheitlichen Stabilisierung und einer Verringerung des Konsums illegaler Drogen wirksamer ist als eine unter vergleichbaren Bedingungen durchgeführte Methadonbehandlung. In beiden zentralen Zielkriterien, Verbesserung der Gesundheit und Reduzierung des Beikonsums illegaler Substanzen, sind 57% der Patienten in der Heroingruppe erfolgreich, dagegen nur 45% in der Methadongruppe.

Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass mit dem Angebot der heroingestützten Behandlung die spezielle Patientengruppe der Schwerstabhängigen therapeutisch erreicht werden kann, die wenn einmal erreicht, dann auch in andere etablierte, auch drogenfreie, Therapien überführt werden können. Die Heroinpatienten können sich in größerem Ausmaß von der Drogenszene lösen und verzeichnen eine stärkere Abnahme der Kriminalität als unter der Methadonsubstitution.

Der Zulassungsantrag bei dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurde positiv begutachtet: eine Zulassung von Heroin als Medikament wäre möglich, wenn die entsprechenden gesetzlichen Änderungen vollzogen wären. Ein Gesetzentwurf liegt im Gesundheitsministerium vor, der Koalitionspartner ist jedoch von dem gesundheitlichen Nutzen noch nicht überzeugt.