Suchttherapie 2006; 7 - S3
DOI: 10.1055/s-2006-959115

Erhaltungstherapie bei Opiatabhängigkeit mit oralen Morphinen

H Eder 1, N Ebner 2, G Fischer 2
  • 1Univ. Klinik für Neuropsychiatrie des Kindes- u. Jugendalters, Med. Univ. Wien
  • 2Univ. Klinik f. Psychiatrie, Med. Univ. Wien

Die pharmakologische Therapie der Opiatabhängigkeit erfolgte bis vor wenigen Jahren beinahe ausschließlich mit Methadon. Nunmehr stehen eine Reihe von Substanzen für die langfristige Erhaltungstherapie zur Verfügung. Eine Option in der Behandlung der Abhängigkeit vom Morphintyp stellt der Einsatz von oralen Morphin retard Präparaten dar. Retardierte Morphine sind reine µ-Opioid-Agonisten, die auf Grund ihrer Galenik meist eine einmal tägliche Gabe ermöglichen. Für die Erhaltungstherapie sind nur Morphinprodukte mit retardierter Galenik geeignet, da in der Suchttherapie ein rasches An- und Abfluten der Plasmaspiegel vermieden werden sollte. Am Beispiel zweier klinischer Prüfungen werden Vorteile und mögliche Risiken von Morphin ret. dargestellt. In einer Untersuchung mit 103 PatientInnen über drei Wochen zeigte sich eine sehr gute Haltequote von 94%, weiter fanden wir einen signifikanten Rückgang von körperlichen Beschwerden, subjektivem Suchtverlangen nach Heroin und Kokain und Kokainkonsum. Der Zusatzkonsum von Benzodiazepinen blieb unverändert. In der zweiten Untersuchung wurden 64 PatientInnen in einem doppelblinden cross-over Design untersucht. Um einen Vergleich von Methadon und Morphin zu ermöglichen erhielten alle PatientInnen für jeweils sieben Wochen eine Substanz, danach erfolgte der Wechsel auf die andere Medikation. Es fanden sich keine Unterschiede hinsichtlich der Haltequote und des Zusatzkonsums zwischen den Gruppen. Unter Behandlung mit Morphin ret. zeigten sich signifikant geringere Werte für Depression (p<0,001), Angst (p=0,008) und körperliche Beschwerden (p<0,001).