Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223 - D16
DOI: 10.1055/s-2006-958184

Vom Hordeolum zum malignen Orbitatumor – eine Fallvorstellung

S Mayer 1, C Wirbelauer 1, V Schilling 2, H Häberle 1, DT Pham 1
  • 1Berlin – Vivantes-Klinikum Neukölln
  • 2ebda. Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Patient: Ein 52-jähriger Mann wurde inizial wegen eines seit 1 Monat bestehenden „verschleppten Hordeolums“ am rechten Unterlid vorstellig. Bereits 3 Wochen später zeigte sich eine massive Befundprogredienz mit Ausbildung eines großen soliden Tumors im Bereich des nasalen Unterlides mit Verlegung der Tränenwege und begleitender Lidphlegmone.

Diagnostik: Im MRT der Orbita war eine 2×1,5cm große Raumforderung des nasalen Unterlides mit inhomogenem Binnensignal und Bulbusverdrängung nach lateral zu sehen. Knöcherne Destruktionen konnten mittels CCT ausgeschlossen werden. In der Biopsie zeigte sich ein verhornendes Plattenepithelkarzinom.

Therapie: Nach Ausschluss einer Fernmetastasierung erfolgte die interdisziplinäre In-toto-Exzision eines 4×3cm großen Tumors sowie eine primäre Lidplastik. Wegen sonografisch suspekter Halslymphknoten wurde zusätzlich eine rechtsseitige Neck-Dissection durchgeführt. Histologisch wurde die vollständige Entfernung in allen Resektionsrändern bestätigt. In Anbetracht des Tumorstadiums T2N0M0 konnte auf eine postoperative Radiatio oder Chemotherapie verzichtet werden.

Schlussfolgerung: Bei rasch progredientem Tumorwachstum im Bereich des Augenlides und der Orbita sollte differenzialdiagnostisch an einen malignen Prozess gedacht werden. Bei einer Lokalisation bis zum Bulbusäquator kann ein Erhalt des Auges angestrebt werden.