Pneumologie 2006; 60(11): 657
DOI: 10.1055/s-2006-956977
Pneumo-Fokus

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Geriatrie - Pneumonie: kein Grund für eine Hospitalisierung

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Publication Date:
16 November 2006 (online)

 

Für alte Menschen in Pflegeheimen sind Pneumonien häufig der Grund für eine Einweisung ins Krankenhaus. Nun wurde untersucht, ob das immer so sein muss, oder ob die ambulante Versorgung für Patienten und Gesundheitssystem genauso effektiv und vielleicht sogar kostengünstiger ist. JAMA 2006; 295: 2503-2510

An der prospektiven Untersuchung von M. Loeb et al. nahmen 20 Pflegeheime teil, von denen die Hälfte an Pneumonie erkrankte Patienten nach einem definierten klinischen Plan versorgt wurde. Dieser trat dann in Kraft, wenn weiter die Fähigkeit zu essen und zu trinken bestand, eine ausreichende Kreislauffunktion vorlag, die Patienten nicht signifikant hyperventilierten und die Sauerstoffsättigung mindestens 90% betrug. Röntgenaufnahmen der Lunge erfolgten mit einem mobilen Gerät, dass in den Pflegeheimen zur Verfügung stand. Dehydrierte Patienten wurden über Butterfly- Nadeln mit Flüssigkeit versorgt. Alle Patienten erhielten eine orale Antibiose mit Levofloxacin. Die Betreuung erfolgte überwiegend durch eine speziell trainierte Krankenschwester. Therapiemodifikationen oder Einweisungen ins Krankenhauses sprach diese mit dem Arzt der Pflegeeinrichtung ab. Stationäre Aufnahmen fanden dann statt, wenn die Eingangskriterien für die ambulante Versorgung nicht mehr gegeben waren. Eine Rückverlegung aus dem Krankenhaus ins Pflegeheim erfolgte umgehend nach Stabilisierung. 327 Patienten wurden nach diesem Muster versorgt, 353 konventionell behandelt und nach individueller Einschätzung ohne besonderes Monitoring ins Krankenhaus eingewiesen.

Von den "nach Plan" versorgten Patienten wurden 10% stationär aufgenommen, vs. 22% in der konventionellen Gruppe. Die Krankenhausverweilzeiten betrugen pro Patient durchschnittlich 0,79 respektive 1,74 Tage. Während alle Geriatrie-Patienten aus der kontrollierten Gruppe in instabilem Zustand aufgenommen wurden, lag bei 24% der konventionellen Gruppe eine hämodynamisch und respiratorisch stabile Situation vor. Die Überlebensdaten waren für beide Gruppen vergleichbar. 24 und 32 Patienten starben. Dies entsprach einer nicht signifikant verschiedenen Mortalitätsrate von 8 und 9%. Auch bezüglich Lebensqualität , funktionellem Status, Häufigkeit von Begleiterkrankungen (z.B. Harnwegs- oder Hautinfektionen) und Stabilisierung nach kritischer Situation ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Die Mehrkosten für die überwachte Heimversorgung betrugen 87 $ pro Patient. Diese wurden mehr als ausgeglichen durch Einsparungen für Ärzte, Transport und Krankenhausversorgung. Insgesamt ergab sich eine Ersparnis von 1016 $ pro Patient. Umgerechnet auf das amerikanische Gesundheitssystem wäre die Ersparnis mit über 1500 $ pro Patient noch größer. Insgesamt ergäbe sich durch die Implementierung des Versorgungsplans eine Ersparnis von 831 Millionen $ pro Jahr.

Typische und atypische Pneumonie. Eine ambulante Versorgung mit geschultem Personal ist für die Patienten ebenso wirksam wie ein stationärer Aufenthalt (Bild: Medizinische Mikrobiologie, Thieme 2005).