Einleitung: Dünndarmdivertikel kommen in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von 0,5–7,1% bei bildgebenden Untersuchungen sowie bei 0,3–4,5% der Autopsien vor (Duodenum 45%, Jejunum 16%, Ileum 5%, Jejunum und Ileum 5%, Meckel Divertikel 24%). Erworbene Divertikel liegen in der Regel an der mesenterialen Seite (Gefäßlücke als Locus minoris resistentiae), wohingegen angeborene Divertikel (meist echte Divertikel, z.B. Meckel Divertikel) an der antimesenterialen Seite zu finden sind. Insgesamt verursachen sie in ca. 10–15% klinische Symptome: Abdominalschmerzen bzw. unspezifische Abdominalbeschwerden (34–86%), gastrointestinale Blutung (12–30%), Fieber (3–21%), Malabsorption (3–12%), Divertikulitis (13–58%), Perforation (2–11%), Diarrhoe (1–2%) sowie mechanischer Ileus bzw. Subileus (2–28%).
Kasuistik: Im August 2005 präsentierte sich die bis dahin beschwerdefreie 67 jährige Patientin mit dem Bild eines akuten Abdomens. Bei der diagnostischen Laparoskopie bzw. Laparotomie fand sich eine fibrinöse Peritonitis mit einem ca. 20cm langen, entzündlich veränderten Stück des Jejunums. Eine eindeutige Ursache der Peritonitis, insbesondere Divertikel des Dickdarms oder Dünndarms, waren nicht nachweisbar.
6 Monate später erfolgte wegen neuerlicher Unterbauchkoliken bei gleichzeitig erhöhten Entzündungswerten eine empirische antibiotische Therapie. Eine hohe Koloskopie bis ins Coecum, die Sonographie des Abdomens sowie ein Abdomenübersichtsröntgen waren zu diesem Zeitpunkt ohne pathologischen Befund.
Nach weiteren 2 Monaten kam es zum neuerlichen Auftreten derselben Beschwerden. Sonografisch zeigte sich diesmal eine wandverdickte Darmschlinge mit begleitender Mesenteriitis. Die Computertomografie ergab zusätzlich den Verdacht auf das Vorliegen eines Darmdivertikels. Eine genaue anatomische Zuordnung war beiden Untersuchungsmethoden nicht möglich. Erst in der Enteroklyse konnte die definitive Diagnose multipler Jejunaldivertikel bis zu 2,5 cm Durchmesser sowie eine umschriebene Divertikulitis gestellt werden.