Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223 - V41
DOI: 10.1055/s-2006-954655

Augenmuskeloperation bei endokriner Orbitopathie

J Walther 1, M Blum 1
  • 1Augenklinik HELIOS Klinikum GmbH Erfurt

Hintergrund: Die operative Korrektur der Augenfehlstellungen bei endokriner Orbitopathie stellt immer noch eine Herausforderung für Orthoptisten und Operateur dar, da jeder einzelne Patient seine eigenen Spezifika hinsichtlich Stellung, Motilität sowie Störungen des Lidapparates aufweist. Eigene Erfahrungen zur Dosierung und Durchführung der Augenmuskeloperation sollen dargestellt werden. Methodik: 10 Patienten mit Diplopie und/oder Kopfzwangshaltung wurden in den letzten 18 Monaten in unserer Klinik strabologisch operiert. Retrospektiv werden prä- und postoperative Befunde analysiert. Die erreichte Dosiswirkung in Schielwinkelreduktion pro mm OP-Strecke wird im Zusammenhang mit Vorbehandlung (Prednisolon/Radiatio/Orbitadekompression), Fibrose im OP-Situs und OP-Methode diskutiert. Ergebnisse: Bei Korrektur des Strabismus verticalis an einem Augenmuskel durch Rücklagerung ist festzustellen, dass das Dosis-Wirkungs-Verhältnis um so größer wird, je stärker eine Einschränkung der monokularen Exkursion und der passiven Beweglichkeit im Traktionstest vorliegt. Eine Orbitadekompression in der Vorgeschichte führt dagegen zu einer Verminderung des Dosis-Wirkungs-Verhältnisses. Bei kombinierten Operationen sowohl vertikal als auch horizontal liegt die Dosiswirkung in zwischen 1,5° bis 2,0° pro mm OP-Strecke wie bei den normalen kombinierten Operationen. Aber auch hier gilt je größer die passive Bewegungseinschränkung um so größer ist die Dosiswirkung. Nach Dekompressionen werden eher niedrigere Dosiswirkungen erreicht. Schlussfolgerung: In die Planung einer SchielOP bei endokriner Orbitopathie sollten neben Motilitäts- und Schielwinkelmessungen auch die monokulare Exkursion und das Ergebnis des Traktionstest einfließen. Je größer die monokulare aktive und passive Bewegungseinschränkung um so vorsichtiger sollte die Dosierung erfolgen, um Übereffekte zu vermeiden. Nach Orbitadekompression führt zu vorsichtiges dosieren wahrscheinlich wegen der relativ niedrigen Dosis-Wirkungs-Beziehung zu einem Untereffekt.