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DOI: 10.1055/s-2006-954644
Genetische Netzhauterkrankungen und embryonale Netzhautentwicklung
Das retinale Pigmenteptihel und die Retina entstehen aus dem Neuroektoderm. Die Neuroretina von Säugetieren besteht insgesamt aus sechs neuronalen (Stäbchen, Zapfen, Horizontalzellen, Bipolare Zellen, Amakrine Zellen, Ganglienzellen) Zelltypen und einer glialen Zelle (Müller-Zellen), die während der Retinogenese aus einer Population von undifferenzierten multipotenten Progenitorzellen (retinale Progenitorzellen) entstehen. Die chronologische und örtliche Generierung von diesen verschiedenen Zellarten unterliegt genauen Regulationsmechanismen. Hierbei spielen so genannte zellspezifische Transkriptionsfaktoren eine fundamentale Rolle. Insbesondere wurden in den letzten Jahren für mehrere Transkriptionsfaktoren aus der Gruppe der basic Helix-loop-helix (bHLH) und Homeodomain (HD) Transkriptionsfaktoren humanpathologisch wichtige Funktionen beschrieben. In diesem Kontext kommt dem Transkriptionsfaktor Pax6 die Bedeutung eines Schlüsselgens („master control genes“) bei der Augenentwicklung zu. Dieses evolutionär konservierte Gen induziert die Entstehung von Augenanlagen während der Embryogenese. Homozygote Mutation von Pax6 führt in Mausen zu rudimentären Augenstrukturen, wobei heterozygote Mausmutanten an Mikroophthalmie leiden. Bei Menschen führen Mutationen im Pax6-Gen in den meisten Fällen zur Aniridie und in Abhängigkeit vom Genort und Penetranz zur Keratopathie, Katarakt, Hypoplasie der Makula und Peters Anomalie. Ähnliche Auswirkung auf die Retinogenese haben noch weitere bekannte Transkriptionsfaktoren wie Sox2, Chx10, Rx1, Hes1 und Six3. Die in den letzten Jahren gewonnen Erkenntnisse über genetisch bedingte Erkrankungen der Retina können bereits jetzt diagnostische und in absehbarer Zeit auch therapeutische Implikationen für niedergelassene Augenärzte haben.