Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2006; 16 - A99
DOI: 10.1055/s-2006-954401

Rehabilitation nach Amputationen – Präsentation eines qualitätssichernden interdisziplinären Projekts

C Zorn 1, G Fraberger 1, G Holzer 1, R Ilbeygui 1, R Kotz 1, J Holzapfel 1, V Fialka-Moser 1, R Crevenna 1
  • 1Univ. Klinik f. PMR, Wien

Fragestellung: Der Rehabilitationsprozess nach Amputationen an der oberen oder unteren Extremität gestaltet sich in der Regel langwierig und kostenintensiv. Verschiedene Faktoren können unerkannt und unbehandelt sowohl Heilungsverlauf als auch Rehabilitation verzögern, sowie Funktion, Aktivität, Partizipation und Lebensqualität der Patienten beeinträchtigen.

Am AKH Wien wird ein interdisziplinäres Projekt unter Teilnahme der Universitätskliniken für Physikalische Medizin und Orthopädie entwickelt. Primär soll es Patienten mit Phantomschmerzen die Behandlung in einer Stumpfgymnastik-Gruppe ermöglichen, ohne dabei ein komplexes Behandlungsprogramm zu vernachlässigen.

Methodik: Nach eingehendem Literaturstudium und Erarbeitung eines umfassenden Therapiekonzeptes wird dieses unter den Aspekten der Qualitätssicherung aus physikalisch-medizinischer Sicht präsentiert.

Ergebnisse: Bereits die präoperative Versorgung (Wahl der Amputationshöhe, Behandlung von Grunderkrankungen) ist maßgeblich für die weitere Rehabilitation. Rasche postoperative Mobilisierung und Prothesenversorgung verbessern die Ergebnisqualität. Dabei ist ein konsequentes Wund-/Stumpfmanagement unter Zuhilfenahme von entsprechenden Verbänden, Lymphdrainage und elektrotherapeutischen Maßnahmen unerlässlich. Schmerzzustände sollten frühzeitig richtig erkannt (Stumpfschmerz vs. Phantomschmerz) und adäquat therapiert werden (medikamentös, chirurgisch, physio-, elektro-, verhaltenstherapeutisch). Im Sinne optimaler Struktur- und Prozessqualität muss den Patienten eine regelmäßige ambulante Nachbehandlung unter laufender Re-Evaluierung und Adaptation des Therapieplans ermöglicht werden. Eine Kooperation der unterschiedlichen Berufsgruppen – Fachärzte der beteiligten Sonderfächer, niedergelassene Hausärzte, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Orthopädietechniker, Psychologen, sozialer Dienst – ist ganz wesentlich für die Ergebnisqualität.

Diskussion: Ein interdisziplinäres, individuell adaptiertes Therapiekonzept soll die Optimierung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität und die bestmögliche Wiederherstellung von Funktion, Aktivität, Partizipation und Lebensqualität der Patienten ermöglichen, wobei zu unterstreichen ist, dass die Physikalische Medizin und Rehabilitation eine wesentliche Schnittstelle dieses Konzepts darstellt.