Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2006; 16 - A66
DOI: 10.1055/s-2006-954368

Segmentale Stabilisationsübungen im Kontext eines Gruppenprogramms zur Sekundärprävention lumbaler Rückenschmerzen. Eine explorative Studie

B Rackwitz 1, H Limm 1, T Wessels 1, T Ewert 1, G Stucki 1
  • 1München

Fragestellung: Aufgrund spezifischer Dysfunktionen der lokalen Muskulatur (M. transversus abdominis, M. multifidus, Beckenboden- und Zwerchfellmuskulatur) bei Patienten mit Rückenschmerzen werden Segmentale Stabilisationsübungen als sinnvolle Therapie empfohlen. [1] Ziel dieser Studie ist die Beantwortung folgender Fragestellungen: (1) Erlernen Teilnehmer eines Gruppenprogramms die Segmentalen Stabilisationsübungen? (2) Erfahren die Teilnehmer durch diese Übungen eine Veränderung ihres aktuellen Rückenschmerzes? (3) In welchem Umfang werden die Übungen im Alltag angewendet?

Methodik: 100 Pflegekräfte nahmen über 12 Wochen an einem multimodalen Programm zur Prävention von Rückenschmerzen teil. Der „Prone Test“ diente als Indikator der Fähigkeit, Segmentale Stabilisationsübungen korrekt durchführen zu können. Eine NRS (numerical rating scale) von 0 bis 10 erfasste den aktuellen Rückenschmerz. Zwei Fragebögen erhoben die Durchführung der Segmentalen Stabilisationsübungen und der Transfer der Übungen in den Berufsalltag.

Ergebnisse: (1) Im Anschluss an die Intervention führten 72% der Teilnehmer die Segmentalen Stabilisationsübungen gemessen am „Prone Test“ korrekt durch. (2) 48% bis 78% der Teilnehmer mit aktuellem Rückenschmerz erfuhren einen „clinically important change“ ihrer Rückenschmerzen während der Segmentalen Stabilisationsübungen. Es konnte kein starker Zusammenhang zwischen der Fähigkeit Segmentale Stabilisationsübungen korrekt durchzuführen und einem „clinically important change“ festgestellt werden. (3) Die Teilnehmer berichteten im Mittel 12 Minuten an 4–5 Tagen jede Woche die Segmentalen Stabilisationsübungen geübt zu haben. 76% erklärten noch 3 Monate nach Programmende Segmentale Stabilisationsübungen „immer“ während ihrer Arbeit am Patienten anzuwenden.

Diskussion: Erste Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Segmentale Stabilisationsübungen von der Mehrzahl der Teilnehmer eines Gruppenprogramms zur Prävention von Rückenschmerzen erlernt werden können. Segmentale Stabilisationsübungen reduzieren den aktuellen Rückenschmerz und helfen somit Rückenschmerzpatienten sich selber zu helfen. Unklar bleibt warum auch Teilnehmer, die nicht fähig sind Segmentale Stabilisationsübungen gemessen mit dem „Prone Test“ korrekt durchzuführen, mit einer Reduzierung von Rückenschmerzen reagieren.

Literatur:

1 Richardson C, Hodges P, Hides J. Therapeutic Exercise for Lumbopelvic Stabilisation. A Motor Control Approach for the Treatment and Prevention of Low Back Pain. Churchill Livingstone 2004.