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DOI: 10.1055/s-2006-954329
Ultraschallgezielte Invasive Schmerztherapie: State of the Art 2006
In der Schmerztherapie stellt sich oft die Indikation zu diagnostischen Interventionen, bei denen neuronale Strukturen, die als Schmerzgenerator vermutet werden, durch eine kleine Menge injizierten Lokalanästhetikums selektiv blockiert werden sollen. Bei positiven Testergebnissen kann dann eine neurodestruktive oder -modulative Behandlung etwa in Form einer Radiofrequenztherapie angeschlossen werden. Röntgendurchleuchtung oder CT werden zur Nadelführung meist eingesetzt, gelegentlich werden auch „blinde“ Techniken verwendet, die sich nur an der Oberflächenanatomie orientieren. Welches Potential hat nun der Ultraschall in diesem Kontext und zu welchen Anwendungen gibt es Literatur?
Durch die rasante technische Entwicklung der letzten Jahre haben neben den größeren High End-Ultraschallgeräten nun auch nahezu ebenso leistungsfähige portable Maschinen in den klinischen Alltag Einzug gehalten. Im Schallbild lassen sich Gefäße, Muskulatur und Nerven von anderen Weichteilstrukturen und knöchernen Konturen differenzieren. Damit ist es nun erstmals möglich, neuronale Zielstrukturen oder andere Landmarks direkt und unabhängig von der individuellen anatomischen Variabilität zu identifizieren. Weiters kann die Nadel sowie die Ausbreitung des Lokalanästhetikums in Echtzeit dargestellt werden. Im Vergleich zum Röntgen entfällt die Strahlenexposition. Durch kleine portable Geräte wird die Anwendbarkeit – nun auch als „Bed Side“ Verfahren – deutlich verbessert.
Im Bereich der invasiven Schmerztherapie wurden bisher u.a. ultraschallgezielte Techniken zur Epiduralanästhesie, selektiven Wurzelblockade, Facettengelenks- und Facettennervenblockade, Ganglion Stellatum und Coeliacum Blockade, Iliosacralgelenksinfiltration, zur Kaudalanästhesie und zur selektiven Blockade der beiden Inguinalnerven beschrieben.
Die ultraschallgezielte invasive Schmerztherapie ist eine Methodik mit großem Zukunftspotential und hoher praktischer Relevanz, dies konnten zahlreiche initiale Arbeiten zeigen. In der Regionalanästhesie wurde inzwischen nachgewiesen, dass der Ultraschall im Vergleich zum Nervenstimulator Anschlagzeit, Dauer, Qualität und Sicherheit des Blocks verbessert. Diese Evidenzstufe durch randomisierte Studien fehlt derzeit noch in der Schmerztherapie, ebenso die Evaluierung der Lernkurve. Die wachsende Zahl an Publikationen zu diesem Thema weist jedoch klar auf den kommenden Stellenwert der heute noch relativ neuen Technik hin.