Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2006; 16 - A16
DOI: 10.1055/s-2006-954318

Rehabilitation von Patienten mit Knochenmetastasen – nicht-medikamentöse Aspekte zur Erhaltung der Mobilität

R Crevenna 1, J Holzapfel 1, C Zorn 1, B Mähr 1
  • 1Universitätsklinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der MUW, Wien

Fragestellung: Moderne onkologische Therapiekonzepte führen zu verlängerten Überlebenszeiten von Patienten mit Knochenmetastasen, wodurch die Auswirkungen von Skelettmetastasen im Rahmen Rehabilitation zunehmend an klinischer Relevanz gewinnen. Eine der wichtigsten Fragestellungen im Rahmen des Rehabilitationsprozesses ist, neben der Schmerztherapie, wohl jene nach der Belastbarkeit/Stabilität und Mobilität bei Patienten mit Skelettmetastasen.

Methodik: („Traditionelle“) Übersicht über strahlentherapeutische, chirurgische und physikalisch-medizinische Therapieindikationen zur Erhaltung der Mobilität von Patienten mit Knochenmetastasen.

Ergebnisse: Neben medikamentösen Maßnahmen ist eine Indikation zur weiteren Therapie (Bestrahlung, chirurgische Maßnahmen) gegeben, wenn bei Röhrenknochen eine Defektgröße über 2,5cm oder über 50% des Umfangs bzw. bei Wirbelkörpern eine über 60%ige Destruktion oder eine relevante Spinalkanalseinengung vorliegt. Der Großteil der Patienten mit Knochenmetastasen benötigt eine Radiatio, ein etwas geringerer Teil chirurgische Maßnahmen (z.B: intraläsionale Tumorresektion, Auffüllen des Defekts mit Knochenzement, Einsetzen von Metallimplantaten). Ziel all dieser Maßnahmen ist die Verhinderung pathologischer Frakturen von langen Röhrenknochen und Wirbelkörpern, sowie die Vermeidung neurologischer Defizite mit all ihren möglichen Konsequenzen. Dennoch können auch bei Patienten mit Knochenmetastasen dem klinischen Zustandsbild und der ossären Belastbarkeit individuell angepasste Rehabilitationskonzepte angewendet werden, welche hinsichtlich der Frakturgefährdung vor allem (sekundär-)präventive, sowie andererseits v.a. supportive und palliative Therapiestrategien umfassen sollten. Auch rekonditionierende Maßnahmen haben hier ihren Platz – als Beispiel sei das extensiv aerobe Ausdauertraining am Fahrradergometer erwähnt. Eigene Erfahrungen weisen darauf hin, dass die Teilnahme an solchen Therapieprogrammen – wenn überhaupt – dann v.a.. durch private Planungen (Urlaube, etc.) bzw. durch das Fortschreiten der eigentlichen Grunderkrankung (internistische Komplikationen) und nicht durch die ossäre Metastasierung negativ beeinflusst wird.

Diskussion: Knochenmetastasen beeinflussen die Rehabilitationsfähigkeit und gefährden – unabhängig von der ohnedies meist infausten Prognose der Grunderkrankung – v.a. die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität von onkologischen Patienten. Ist die Unabhängigkeit aufgrund der Progression der Tumorerkrankung einmal verloren, so wird durch die ossäre Metastasierung auch eine Einschränkung der sog. Pflegefähigkeit bedingt.

Die adäquate und rechtzeitige Indikationsstellung für strahlentherapeutische und chirurgische Maßnahmen, sowie die Beachtung der statischen und dynamischen Belastbarkeit betroffener skelettaler Strukturen im Rahmen der Rehabilitation, welche mittels supportiver und palliativer Strategien v.a. eine möglichst lange bestehende Mobilität und Unabhängigkeit zum Ziel hat, haben deswegen höchste klinische Relevanz.