Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - P12_12
DOI: 10.1055/s-2006-954212

Lebensqualität von Krebskranken am Ende des Lebens: Hat die Betreuungs-Umgebung einen Einfluss?

K Sabine 1, C Schiessl 2, G Grabenbauer 1
  • 1Strahlenklinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 2Anästhesiologische Klinik, Schmerzambulanz, Universitätsklinikum Erlangen

Hintergrund: Zielsetzung dieser Analyse war, mithilfe eines validierten Instrumentes (AQEL=Assessment of Quality of Life at the End of Life), die Lebens-Qualität (LQ) von terminal kranken Krebs-Patienten, die in verschiedenen Betreuungs-Umgebungen starben, nämlich zu Hause, in Hospiz oder Krankenhaus, zu evaluieren. Methoden: Die Angehörigen von insgesamt 112 Patienten unserer klinischen Einrichtung, die im Jahr 2003 gestorben waren, wurden telefonisch kontaktiert und um ein strukturiertes Interview gebeten, 67 waren dazu bereit. Die letzte tumorspezifische Behandlung lag im Median zwischen 4 Mon. (Chemotherapie), 6 Mon. (Radiotherapie) und 10 Mon. (Operation) zurück. Wesentliche Charakteristika zwischen den Gruppen waren balanciert. Zur Erfassung der LQ der (prä)-terminalen Lebensphase wurde der standardisierte AQEL-Bogen mit insgesamt 19 Fragen verwendet: physische Komponente (6 Fragen), psychologische Komponente (6 Fragen), soziale Komponente (2 Fragen), existenzielle Komponente (3 Fragen), medizinische Versorgung (2 Fragen) und globale Lebensqualität (1 Frage). Jede Frage sollte mit Punkten auf einer Skala von 1–10 beantwortet werden, wobei eine zunehmende Punktezahl eine mehr positive Antwort implizierte. Die Summe der Punktzahl aus allen 19 Fragen wurde als „AQEL“ (+/- 1SE) und damit als globales Maß der Lebensqualität notiert. Unterschiede zwischen den Ergebnissen für die einzelnen Subgruppen wurden mithilfe des T-Test und des Mann-Whitney-U-Test evaluiert. Ergebnisse: Der AQEL-Wert für alle 67 evaluierten Patienten belief sich im Mittel auf 70,3 (Median 69 +/- 12,1, Spanne 48–111). Für die entsprechenden Patienten-Subgruppen ergaben sich folgende AQEL-Mittelwerte: Klinik-Gruppe: 73,09; Zu Hause-Gruppe: 73,19; Hospiz-Gruppe: 64,87. Signifikante Unterschiede bestanden für die physische AQEL-Komponente (Klinik vs. Hospiz: 35 vs. 31, p<0,05), für die psychische Komponente (zu Hause vs. Hospiz: 36 vs. 30, p<0,05), und für die existenzielle Komponente (Klinik, zu Hause vs. Hospiz: 19,18 vs. 15, p<0,05). Schlussfolgerung: Überraschenderweise traten Unterschiede in der Einschätzung der (prä)-terminalen LQ in Abhängigkeit vom Sterbeort zu Tage. Gründe hierfür können einerseits in der vergleichsweise geringeren sozialen Verankerung und Akzeptanz der Hospize in Deutschland (vgl. England) aber auch in deren geringeren personellen und materiellen Ressourcen liegen. Schlussendlich kann allerdings die Erwartungshaltung der Angehörigen ebenso eine Rolle spielen.