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DOI: 10.1055/s-2006-954093
Palliative Atemtherapie
Einleitung: Dass Atemtherapie eine wirksame Unterstützung für Schwerkranke und Sterbende ist, wurde durch meine ehrenamtliche Mitarbeit auf Station zufällig entdeckt. Die Palliativstation der Barmherzigen Brüder in München engagierte 1996, als erste Einrichtung ihrer Art, eine freiberufliche Atemtherapeutin zur Mitarbeit im interdisziplinären Team. Methode: Palliative Atemtherapie ist weniger eine Technik, als eine ganzheitliche Behandlungsweise, die sich der körperlichen, seelischen, psychosozialen und spirituellen Anliegen und Nöten der Patienten lindernd, lösend und entspannend annimmt. Durch Berührung lädt sie die Menschen zur Begegnung ein und gibt Hilfestellung in ihren stets wechselnden Krankheitsprozessen. Im Vordergrund steht aber nicht die Krankheit, sondern der ganze Mensch, als Einheit von Körper, Seele und Geist. Diese Einheit kann im Atem bewusst erfahren werden. Die auf den Atem gerichtete, einfühlsame Berührung (des bekleideten Körpers) wie streichen, stützen, halten, tragen, wiegen, ist das Grundelement der Palliativen Atemtherapie. Die Berührung ruft den Menschen nach Innen und lädt ihn ein, dort zu verweilen. Weitere Möglichkeiten sind: Atemmassage, geführte Bewegungen, Übungen für Mobilisation u.a. Am Lebensende unterstützt die Palliative Atemtherapie die energetischen Wandlungsphasen des Sterbens und begleitet sie, wenn es sein soll, mit „letzten Berührungen“. In dies alles werden die Angehörigen miteinbezogen. Der Erstkontakt mit neuen Patienten vermittelt mir in der Regel das Team. Übergabe, Supervision und kollegiale Gespräche mit ihnen sind mir sehr wertvoll. Resultate und Schlussfolgerungen: Die Palliative Atemtherapie wird auch von sehr schwachen und alten Menschen gerne angenommen, besonders indiziert ist sie jedoch für Patienten mit Atemproblemen, Atemnot und Atemnotattacken, Husten, starker Schleimbildung, bei Schmerzen, Unruhe, Furcht und Angst. Darüber hinaus gibt sie auch Erleichterung bei Übelkeit, Lymphstau, Verspannungen, Bewegungseinschränkungen, Versteifungen und Liegeschmerzen. Zum Abschluss möchte ich die Patienten selbst sprechen lassen: „Es fühlt sich gut an, angenehm, entspannt, geborgen... mein Atem geht leichter, ich bekomme mehr Luft, ich kann bis in den Bauch atmen... es tut weniger weh, ich muss nicht mehr grübeln, habe weniger Angst...ich bin berührt, irgendwie rund, es wäre schön, so zu sterben“.