Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - V4_8
DOI: 10.1055/s-2006-954092

Physiotherapie zwischen Rehabilitation und Begleitung

P Nieland 1
  • 1Malteser Krankenhaus Bonn

Das Selbstbild und Fremdbild der Physiotherapie in Deutschland, Österreich und der Schweiz spiegelt sich traditionell begrenzt in der Rehabilitationsdefinition der körperlichen „Wiederherstellung“ des Patienten. Dass auch die palliative „Linderung und Begleitung“ von infausten, körperlich-sozialen Störungen eine selbstverständliche Aufgabe der Physiotherapie darstellt, ist in der Berufsgruppe der Physiotherapeuten aufgrund ihrer stark bewegungsorientierten Ausbildung häufig nicht bekannt. Zu palliativmedizinischen Ausbildungsinhalten hat die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) eine Fragebogenaktion in allen Physiotherapieschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz durchgeführt. Dabei ist eine uneinheitliche und ungenügende Abbildung in der Palliativmedizin und Hospizarbeit festgestellt worden. Im Vergleich dazu hat die internationale Palliative Care und Hospizbewegung die Physiotherapie, besonders im angloamerikanischen Raum, schon lange implementiert. Sie praktiziert seit Jahrzehnten intensiv deren weitere Schulung und erfolgreichen Einsatz am schwerkranken und sterbenden Patienten. Durch diese Informationen kam die AG Physiotherapie der DGP zum Ergebnis, dass nur durch eine veränderte und erweiterte curriculare Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Physiotherapie, die wichtigen palliativen Inhalte vermittelt werden können. Somit wäre die ambulante und stationäre physiotherapeutische Versorgung von schwerkranken und sterbenden Patienten in Deutschland, Österreich und der Schweiz flächendeckend sichergestellt. Langfristig entspräche die Physiotherapie dadurch auch dem internationalen Standard von „Physiotherapie in Palliative Care und Hospizarbeit“.