Ultraschall Med 2006; 27 - V_1_1
DOI: 10.1055/s-2006-954021

Intrarenale Widerstandsindices und subklinische Atherosklerose als Prognosemarker bei nierentransplantierten Menschen

GH Heine 1, MK Gerhart 2, M Girndt 2, C Ulrich 2, H Köhler 2
  • 1Universität des Saarlandes, Homburg/DE
  • 2Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg/DE

Problemstellung: Erhöhte intrarenale Widerstandsindices sind ungünstige Prognosemarker bei nierentransplantierten Menschen. Nierentransplantierte mit duplexsonographisch bestimmten Widerstandsindices >0,80 wiesen in einer prospektiven Studie ein verkürztes Transplantat- und Patientenüberleben auf. Allerdings korrelieren intrarenale Widerstandsindices mit kardiovaskulären Risikofaktoren und subklinischen atherosklerotischen Veränderungen. Daher ist unklar, ob Widerstandsindices organspezifisch renale Prognosemarker sind oder lediglich das allgemeine Risikoprofil und systemische Gefäßveränderungen widerspiegeln.

Patienten und Methode: Bei 105 nierentransplantierten Patienten wurden sonographisch die intrarenalen Widerstandsindices (Resistance Index, RI) und die Intima-Media-Dicke (IMT) der Aa. carotides communes bestimmt. Das kardiovaskuläre Risikoprofil wurde als Framingham Risikoscore (FRS) erfasst. Über 24 Monaten wurde das Auftreten des primären Endpunktes (Abfall der glomerulären Filtrationsrate um >50%, Dialysepflichtigkeit oder Tod) in Abhängigkeit von pathologischen Veränderungen der IMT (vordefiniert IMT>0,8mm) und des RI (vordefiniert RI>0,80) sowie in Abhängigkeit des kardiovaskulären Risikoprofils (vordefiniert FRS≥20%) erfasst.

Ergebnisse: Ein FRS≥20% ist signifikanter Prognosemarker des primären Endpunktes (Hazard Ratio [HR] vs. FRS<20%: 3,15 [Konfidenzintervall 1,33–13,32]), während eine erhöhte Intima-Media-Dicke (HR IMT >0,8mm vs. IMT ≤0,8mm: 1,80 [0,59–6,89]) und erhöhte Widerstandsindices (HR RI >0,80 vs. RI ≤0,80: 1,64 [0,48–6,71]) keine signifikanten Prognosemarker waren. Allerdings erlaubt der RI eine Prognosestratifizierung bei Patienten mit niedrigem oder mittleren kardiovaskulärem Risikoprofil (FRS<20%): Bei pathologisch erhöhten Widerstandsindices weisen Patienten mit einem FRS<20% eine ebenso schlechte Prognose auf wie Patienten mit kardiovaskulärem Hochrisikoprofil (FRS≥20%), während transplantierte Patienten mit einem FRS<20% und Widerstandsindices ≤0,80 eine gute Prognose aufweisen (log rank p=0,02).

Schlussfolgerungen: Als alleiniger Prognosemarker für Patienten- und Transplantatüberleben ist die Duplexsonographie dem Framingham Risikoscore unterlegen. Allerdings erlaubt die gemeinsame Betrachtung von kardiovaskulärem Risikoprofil und Widerstandsindices eine zusätzliche Risikoabstufung.

Dialysepflicht/Tod/GFR-Abfall > 50%

Kardiovaskuläre Hochrisikopatienten / RI > 80

Patienten mit niedrigem kardiovaskulären Risikoprofil (Framingham Risk Score [FRS]<20%), aber hohen intrarenalen Widerstandsindices (RI>80) haben eine ebenso schlechte Prognose wie kardiovaskuläre Hochrisikopatienten (FRS>20%).