Ultraschall Med 2006; 27 - V_13_3
DOI: 10.1055/s-2006-953992

15 Jahre neonatales sonographisches Screening der Nieren und Harnwege: Ergebnisse und Konsequenzen aus einem flächendeckenden Modellversuch

D Weitzel 1, J Dippell 2, L Schrod 3, H Schmidt 4, K Hohenfellner 5
  • 1Deutsche Klinik für Diagnostik, Wiesbaden/DE
  • 2Clementinekinderhospital, Frankfurt/DE
  • 3Städtische Klinik, Frankfurt Höchst/DE
  • 4Universitätsklinik, Frankfurt/DE
  • 5Universität, Salzburg/AT

Problemstellung: Untersucht wurde die Frage, inwieweit eine strukturierte Befunderhebung zu einer einheitlichen Befundung, Befundbewertung und zu vergleichbaren diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen führt.

Patienten und Methode: Die Untersuchungen erfolgten in den jeweiligen Zeitabschnitten mit unterschiedlicher Gerätetechnik. In der Zeit von 1987 bis 1989 erfolgten 6583 Untersuchungen mit einem 7,5 Mz LinearSchallkopf, von 1989 bis 1995 14960 Untersuchungen mit einem 7,5 MgHZ Sektorschallkopf und von 1995 bis 2003 mit einem 7,5 MhzCurved-Array Schallkopf 54.007. In der letzten Phase waren vier klinische Institutionen an dem Projekt beteiligt.

Ergebnisse: 1.) Es besteht eine inverse Beziehung zwischen Abbildungsqualität und Kontrollrate. 2.) Die Häufigkeiten morphologischer und morphometrischer Befunde lassen Unterschiede erkennen, die nur durch Ausbildungsunterschiede zu erklären sind. 3.) Trotz einheitlicher Zielsetzung (Identifikation von Kindern, deren Nierenentwicklung durch zu geringe oder veränderte Parenchymmasse und/oder erweiterte Harnwege gefährdet ist) divergiert die Bewertung von Befunde im Hinblick auf ihre Kontrollbedürftigkeit in einem erheblichen Maße. 4.) Gravierende Unterschiede zwischen den Zentren wurden festgestellt in der Indikation zur radiologischen Refluxdiagnostik. 5.) Die Möglichkeiten der nichtinvasiven sonographischen Funktionsdiagnostik werden von den meisten Zentren vernachlässigt (Miktionssonographie, Lasix-Sonographie). 6.) Bessere Kenntnisse über den spontanen Verlauf führten zu einem Rückgang an operativen Behandlungen (subpelvine Stenose, Megaureteren) und zu einem Umdenken in der Refluxtherapie.

Schlussfolgerungen: Eine Angleichung im diagnostischen und therapeutischen Vorgehen lässt sich eher durch Ergebnisvergleiche bei vergleichbaren Ausgangsbedingungen als durch konsensusbedingte Leitlinien erzielen. Screening-Untersuchungen der Nieren und Harnwege sollten nicht nur am den sich anschließenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen sondern auch an den durch bessere Verlaufskenntnisse unterlassenen Maßnahmen gemessen werden.

Männlicher Neugeborener mit Refluxnephropathie linksseitig und kompensatorischer Hypertrophie rechtsseitig. Heute 4 Jahre alt, keine Infektionsprophylaxe, bisher kein Harnwegsinfekt, unveränderändert dilatierender Reflux