Ultraschall Med 2006; 27 - P_7_3
DOI: 10.1055/s-2006-953944

Sonographische Darstellung intramammärer Leukoseinfiltrate bei Akuter myeloischer Leukämie (AML)-differentialdiagnostische Schwierigkeiten

K Schulz 1, S Grunwald 1, G Schwesinger 2, S Weigel 3, H Frese 1, R Ohlinger 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Greifswald/DE
  • 2Institut für Pathologie, Greifswald/DE
  • 3Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald/DE

Problemstellung: Berichtet wird über eine 18-jährige Patientin mit einem dolenten Tastbefund der rechten Mamma, die wegen einer AML Chemotherapie erhielt und darunter eine Knochenmarksremission der Leukämie erreichte. Dieser Tumor sollte zur weiteren Therapieplanung histologisch abgeklärt werden.

Patienten und Methode: Der gesamte obere äußere Quadrant war derb infiltriert und livide verfärbt. Medial konnte ein weiterer Herdbefund abgegrenzt werden. Die unteren Quadranten waren knotig und die rechte Axilla wies vergrößerte palpable Lymphknoten auf. Mammographisch zeigte sich im oberen äußeren Quadranten ein auffälliger Herdbefund, der aufgrund der unregelmäßigen Randbegrenzung als maligne und in Zusammenhang mit einem vergrößerten axillären Lymphknoten als ein intramammäres Lymphom eingestuft wurde. Sonographisch (Hitachi EUB 8500) stellte sich entsprechend des Tastbefundes ein den gesamten oberen äußeren Quadranten ausfüllender inhomogener Herdbefund dar. Des weiteren konnten bei 8 sowie 3 Uhr weitere Herdbefunde und axillär suspekte Lymphknoten abgegrenzt werden.

Ergebnisse: Die sonographisch gestützte Stanzbiopsie der Herdbefunde ergab histologisch bei schwerer Abgrenzbarkeit von einem lobulären Mammakarzinom eine extramedulläre Manifestation einer unreifzelligen myeloischen Leukose.

Schlussfolgerungen: Extramedulläre leukämische Infiltrate der AML können alle Gewebe befallen, am häufigsten Haut und Schleimhaut. Bei sekundärer Mitbeteiligung der Mamma können diese Infiltrate eine Volumenzunahme, Blutungen oder livide Hautverfärbungen verursachen. Die sekundäre Mitbeteiligung der Brust im Rahmen der hämatologischen Grunderkrankung ist häufiger als die primäre mammäre Manifestation dieser Erkrankung. Bei sonographischer Darstellung inhomogener echoarmer unscharf glatt oder gelappt begrenzter Herdbefunde muss sowohl an eine primäre als auch sekundäre Manifestation einer hämatologischen Grunderkrankung in der Brust gedacht werden. Die Infiltratzellen müssen immunhistochemisch definiert, mit hämatologischen Untersuchungsbefunden korreliert und differentialdiagnostisch von diffus infiltrierend wachsenden oder inflammatorischen Karzinomen abgegrenzt werden.