Ultraschall Med 2006; 27 - P_4_4
DOI: 10.1055/s-2006-953896

Zwei Kasuistiken von Feten mit kongenitalen intraoralen cystischen Tumoren. Abklärung durch Ultraschall und intrauterinem MRI: Fallvorstellung und Diskussion der Literatur

H Struben 1, W Holzgreve 1, E Visca 1, J Schneider 2, S Bieri 3, S Tercanli 4
  • 1Universitäts-Frauenklinik Basel, Basel/CH
  • 2UKBB, Basel/CH
  • 3Gynäkologie/Geburtshilfe, Sursee/CH
  • 4Universitätsspital Basel, Basel/CH

Problemstellung: Kongenitale, intraorale, zystische Strukturen sind sehr selten, meistens gutartig, können aber aufgrund ihrer ungünstigen Lokalisation z.B. die Atmung und das Schlucken beeinträchtigen. Größere Raumforderungen führen eher zu Atemwegsobstruktionen, kleinere verursachen des öfteren Schluckbeschwerden. Zu den Differentialdiagnosen zählen: Ranula, Lymphangiome und Teratome.

Patienten und Methode: Darstellung zweier Fälle.

Ergebnisse: Fall 1: Eine 25-jährige G I wurde in der 26. SSW aufgrund einer unklaren, zystischen Struktur in der fetalen Mundhöhle zugewiesen. Im Ultraschall fand sich eine echoleere Struktur von 25×21mm ohne solide Anteile oder vermehrte Durchblutung. Der Befund lag am ehesten im Bereich der Zunge median im Mundhöhlenboden und schien ein Schließen des Mundes zu verhindern. Es gab keinen Anhalt für weitere assoziierte Fehlbildungen oder eine Polyhydramnie. Eine fetale MRT bestätigte die US-Befunde. Fall 2: Eine 34-jährige GIII, PI stellte sich in der 23. SSW zum Organscreening vor. Im Bereich der Zunge zeigte sich eine 10mm große zystische Struktur. Sonographisch bestand kein Anhalt für assoziierte Fehlbildungen oder eine Polyhydramnie. Im fetalen MRT wurde der US-Befund einer rundlichen, homogenen Raumforderung im Bereich des Zungengrundes bestätigt. Bei der Verlaufskontrolle in der 27. SSW konnte keine Befundprogredienz nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen: Kongenitale, intraorale Zysten werden selten pränatal diagnostiziert. Bei größeren Befunden muss mit perinatalen und postnatalen Komplikationen gerechnet werden, die ein Anpassen des geburtshilflichen und postnatalen Managements erforderlich machen. Die intrauterine MRT eignet sich bei diesen seltenen Befunden zur besseren Beurteilung der Lokalisation und ggf. Klassifikation. Mithilfe der bildgebenden Verfahren können Eltern besser auf die postnatalen Befunde und eine mögliche operative Intervention vorbereitet werden.