Ultraschall Med 2006; 27 - V_14_5
DOI: 10.1055/s-2006-953865

Gewichtsschätzung und Differentialdiagnose bei fetaler Makrosomie (LGA)

J Knabl 1, B Strobl 1, M Grasser 2, K Pohl 1, B Schiessl 1, F Kainer 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe LMU, München/DE
  • 2Kinderklinik der LMU München, München/DE

Problemstellung: Bei fetaler Makrosomie ist pränatal eine exakte Gewichtsbestimmung, die frühzeitige Erfassung einer diabetogenen Fetopathie, sowie der Ausschluss von Fehlbildungssyndromen wünschenswert. Da die sonografische Schätzung makrosomer Feten unzuverlässig ist, sollte analysiert werden, durch welche Fetometrieformel eine exakte Gewichtsschätzung möglich ist.

Patienten und Methode: Am Perinatalzentrum der LMU München (Innenstadt) wurden innerhalb eines Jahres alle Einlingsschwangerschaften, die nach Hadlock I ≥4000g Geburtsgewicht geschätzt wurden mit weiteren Formeln (Hadlock I-IV, Warsof, Shepard, Merz) retrospektiv analysiert. Ebenso wurden Fehlbildungssyndrome mit Makrosomie ausgewertet. Zusätzlich wurden anhand einer Literaturrecherche sonografische Parameter gesucht, welche die Differenzierung der verschiedenen Formen (Makrosomie mit und ohne Stoffwechselstörung, Fehlbildungssyndrome) verbessern können.

Ergebnisse: Es fanden sich 65 Schwangere mit einem Geburtsgewicht ≥4000g (Hadlock I). Das mittlere Geburtsgewicht betrug 4114±363g. Die Gewichtsschätzungen zeigten abhängig von der Fetometrieformel große Unterschiede: Hadlock I 4340±330g, Hadlock II 4183±309g, Hadlock III 4339±291g, Hadlock IV 4928±343g, Warsof 4307±341g, Shepard 4514±373g, Merz 4324±231g. Ein Fet zeigte ein Fehlbildungssyndrom, das pränatal nicht diagnostiziert werden konnte: Eine 30 jährige III Gravida wurde wegen fetaler Makrosomie und Gestationsdiabetes ab 29 SSW mit Insulin therapiert. Bei stark zunehmender Makrosomie wurde mit 34+5 SSW die primäre Sektio durchgeführt. Postnatal wurde bei dem hypertrophen Neugeborenen (6600g, Kopfumfang 38,5cm, Körperlänge 58cm) ein Sotos-Syndrom diagnostiziert.

Schlussfolgerungen: Bei makrosomen Feten am Termin ist die Gewichtsschätzung nach Hadlock II am zuverlässigsten. Bei der diabetogenen Fetopathie ist die Messung des Abdomenumfangs ausschlaggebend. Additive Ultraschallparameter können keine zuverlässige Früherfassung gewährleisten.