Ultraschall Med 2006; 27 - V_8_2
DOI: 10.1055/s-2006-953818

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz weisen eine ödematöse Darmwandverdickung auf, die mit einer gestörten Darmbarriere und erhöhten Entzündungsmarkern assoziiert ist

J Bauditz 1, S Bühner 1, A Sandek 2, A Swidsinski 1, SD Anker 1, H Lochs 3
  • 1Charité Campus Mitte, Berlin/DE
  • 2Charité Campus Virchow, Berlin/DE
  • 3Charité campus Mitte, Berlin/DE

Problemstellung: Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz weisen aus unklaren Gründen erhöhte Entzündungsparameter auf. Wir vermuten, dass diese chronische Entzündung auf ein Darmwandödem mit Störung der Darmbarriere und Translokation von Endotoxinen zurückzuführen ist. Die Auswirkungen der Herzinsuffizienz auf den Darm sind jedoch bislang nicht systematisch untersucht worden. Ziel der Studie war zu untersuchen, ob bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz morphologische Veränderungen und Funktionsstörungen des Darms vorliegen.

Patienten und Methode: 21 Patienten mit Herzinsuffizienz Grad II-III und 21 Normalpatienten wurden untersucht. Geschlecht, Alter und Body Mass Index waren in beiden Gruppen gleich verteilt. Die Darmwandstärken wurden durch einen geblindeten Untersucher sonographisch mittels hochauflösendem Linearschallkopf (Philips HDI 5000) an 5 Messpunkten bestimmt. Bei allen Patienten erfolgte eine Sigmoidoskopie mit Entnahme von Darmbiopsien. Die Dünndarm- und Colonpermeabilität wurde mittels Lactulose/Mannitol-, Sucralose- und D-xylose-Test bestimmt. Als Entzündungsmarker wurden Leukozyten, high-sensitivity-CrP (hs-CrP), TNFiï und Interleukin-6 bestimmt.

Ergebnisse: Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz wiesen gegenüber gesunden Normalkontrollen eine ödematöse Verdickung des gesamten Kolons und terminalen Ileums auf (terminales Ileum: 1,5±0,1 vs. 0,9±0,1mm, Ascendens: 2,3±0,2 vs. 1,2±0,1mm, Transversum: 2,2±0,2 vs. 1,2±0,1mm, Deszendens: 2,5±0,2 vs. 1,3±0,1mm, Sigma: 2,9±0,2 vs. 1,5±0,2mm, (p<0,002 für alle Abschnitte). Die Darmwandverdickung war mit einem Mukosaödem, verstärkter bakterieller Besiedlung (jeweils p<0,05) und einer erhöhten Darmpermeabilität assoziiert (p<0,05 für alle Permeabiltätstests). Die Wandstärken im Colon ascendens bzw. Sigma korrelierten zur Leukozytenzahl bzw. hs-CrP (jeweils p<0,05).

Schlussfolgerungen: Die chronische Herzinsuffizienz ist mit einer ödematösen Darmwandverdickung, erhöhter Darmpermeabilität, verstärkter bakterieller Besiedlung und erhöhten Entzündungsmarkern assoziiert. Eine gestörte Barrierefunktion des Darms ist möglicherweise ursächlich an der chronischen Entzündungsreaktion bei Herzinsuffienz beteiligt.

Darmwandstärkenmessung bei Herzinsuffizienz