Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2006; 03 - P46
DOI: 10.1055/s-2006-953724

Prognosefaktoren unilateraler und bilateraler Mammakarzinome: Langzeit-Follow-Up bei 828 Patientinnen

S Yildirim-Assaf 1, B Fleige 2, W Hopfenmüller 3, H Stein 2, W Kühn 1
  • 1Charité Berlin, CBF, Klinik für Gynäkologie, Brustzentrum, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Germany
  • 2Charité Berlin, CBF, Institut für Pathologie, Berlin, Germany
  • 3Charité Berlin, CBF, Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Klinische Epidemiologie, Berlin, Germany

Zielsetzung:

Mittels retrospektiver Analyse von Patientinnen mit unilateralem und bilateralem (synchron und metachrom) Mammakarzinom und bekanntem Langzeit-Follow-Up wird untersucht, inwieweit sich diese hinsichtlich ihrer Prognosefaktoren im rezidivfreien Intervall (DFS) und Gesamtüberleben (OS) unterscheiden.

Materialien und Methoden:

Von 828 Patientinnen mit Mammakarzinomen konnten nach histologischer und immunhistologischer Reevaluation die klassischen Prognosefaktoren (Histologischer Typ, Grading, Tumorgröße, Nodalstatus und Rezeptorstatus) für das rezidivfreie Intervall und Gesamtüberleben ermittelt werden (medianes Beobachtungsintervall von 116 Monaten). Die Daten zur Entwicklung kontralateraler metachron diagnostizierter Mammakarzinome wurden aktualisiert.

Ergebnis:

9% (n=70) aller Karzinome zeigten ein bilaterales Karzinom (29 synchron, 41 metachron). Synchron auftretende Mammakarzinome waren in 17% vom lobulären Typ (bilateral metachrone und unilaterale Karzinome in 8%). Tumorgröße und Nodalstatus metachroner Zweitkarzinome waren geringer als die der unilateralen bzw. der synchronen Karzinome. Synchrone bilaterale Karzinome wiesen auf Grund eines höheren Tumor- und Nodalstatus in einer der beiden Mammae ein kürzeres DFS und OS auf als unilaterale Karzinome. In der multivariaten Analyse (Cox-Regression) erwies sich die synchrone und metachrone Bilateralität nicht als unabhängiger Faktor für das DFS und OS.

Zusammenfassung:

Es ist zu vermuten, dass die klinische und bildgebende Nachsorge beim Mammakarzinom dazu führt, dass der kontralaterale Tumor metachroner Karzinome in einem früheren Stadium entdeckt wird. Insbesondere beim lobulären Tumortyp besteht ein erhöhtes Risiko, dass nicht nur synchron, sondern auch nach einem zeitlichen Intervall ein lobuläres Karzinom in der kontralateralen Brust entsteht. Daten zur Heterogenität von Grading und Hormonrezeptoren bilateraler synchroner und metachroner Karzinome befinden sich in der Auswertung.