Die fatale familiäre Insomnie (FFI) ist eine autosomal-dominant vererbbare Prionenerkrankung, verursacht durch eine Missense-Mutation im Codon 178 des Prionproteingens (PRNP) auf Chromosom 20. Ein Methionin-Valin-Polymorphismus im Codon 129 des PRNP führt zur Ausbildung unterschiedlicher Phänotypen. Das klinische Bild ist charakterisiert durch einen gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus mit daraus resultierenden Vigilanzschwankungen, autonomer Überaktivierung, Myoklonien, motorische Defizite (Dysarthrie, Dysphagie, Gangstörungen und Pyramidenbahnzeichen) und durch kognitive Beeinträchtigungen. Das histopathologische Erscheinungsbild ist durch die zum Teil spongiforme Degeneration der Neurone im Bereich des Thalamus und der Olivenkerne sowie durch das Fehlen von Amyloidablagerungen gekennzeichnet.
Wir berichten über einen 57jährigen Mann, der sich wegen seit 9 Monaten zunehmender Gedächtnis- und Schlafstörungen sowie körperlicher Unruhezustände und Impotenz vorstellte. Klinisch imponierten neben einer extrapyramidal-motorischen Symptomatik (Hypomimie, links betonter Rigor, Ruhe- und Intentionstremor) generalisierte Myoklonien sowie eine Hyperaktivität mit verminderter Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit. Der Mini-Mental-State-Examination (MMSE) betrug 22 von 30 Punkten. Eine ausführliche neuropsychologische Untersuchung ergab eine schwere Störung der Aufmerksamkeit und der Gedächtnisleistungen sowie eine beginnende Beeinträchtigung der exekutiven Funktionen. Das cranielle MRT zeigte bis auf einzelne subcortikal frontal gelegene mikroangiopathische Narben einen altersentsprechenden Befund. Im EEG fielen bis auf eine leichte Grundrhythmusverlangsamung keine pathologischen Veränderungen, insbesondere keine periodischen oder triphasischen Komplexe auf. Die serologische (Schilddrüsendiagnostik, HIV, TPHA, Kupferstoffwechsel, Anti-Hu, -Yo, -Ri, ApolipoproteinE-Genotypisierung) und liquoranalytische (Beta-Amyloid, Tau-Protein) Diagnostik erbrachte keine richtungweisenden Ergebnisse. Protein 14–3-3 konnte auch wiederholt im Liquor nicht nachgewiesen werden. Im weiteren Verlauf kam es zu einer raschen Verschlechterung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten; 15 Monate nach Beginn der Erkrankung verstarb der Patient. Als Ursache der rasch progredienten Symptomatik konnte molekulargenetisch und histopathologisch eine FFI mit den oben genannten typischen Befunden gesichert werden. Bei unauffälliger Familienanamnese ist von einer Spontanmutation auszugehen.