Hintergrund: Ca. 80–90% aller Demenz-Kranken zeigen im Verlauf Verhaltensstörungen wie Aggressivität, sozialer Rückzug, Misstrauen und psychotische Symptome wie Wahn und Halluzinationen. Derartige Symptome werden häufig mit niederpotenten Neuroleptika behandelt, die vielfach sedierend und anticholinerg wirken. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Dokumentation der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Risperidon unter Routinebedingungen bei Patienten mit Demenz, die mit Melperon unzureichend vorbehandelt waren.
Methodik: Offene, prospektive, multizentrische Erhebung in Form einer Anwendungsbeobachtung. Ambulante Patienten mit schwerer chronischer Aggressivität, psychotischen Symptomen und weiteren Verhaltensstörungen bei Demenz (ICD-10), die mit Melperon unzureichend vorbehandelt waren, wurden nach Umstellung auf Risperidon über 6 Wochen weiter beobachtet. Dokumentationsparameter waren die Umstellungsgründe, Veränderungen der unerwünschten Begleiterscheinungen der Vorbehandlung, klinischer Gesamteindruck (CGI) sowie die Veränderung der klinischen Symptomatik. Compliance und Lebensqualität der Patienten wurde kategorial auf einer 5-stufigen Skala beurteilt.
Ergebnisse: Die Behandlungsverläufe von 1486 Patienten (Mittleres Alter 81 Jahre; 70% Frauen) wurden dokumentiert. Umstellungsgründe waren mangelnde Wirksamkeit und Unverträglichkeit. Bei mangelnder Verträglichkeit wurden Tagesmüdigkeit (57%), Gangunsicherheit (48%), kognitive Verschlechterung (45%), Mundtrockenheit (38%), Obstipation (34%) und Stürze (24%) genannt. Es zeigte sich eine signifikante Verbesserung dieser Symptome unter der Behandlung mit Risperidon. Die mittlere Dosis von Risperidon nach 6 Wochen lag bei 1,3±0,7mg/Tag. Nach 6-wöchiger Behandlung war eine signifikante Abnahme der Verhaltensstörungen, wie Aggressivität und psychotische Symptome festzustellen (p<0,0001). Bei Beobachtungsende wurden 97% der Patienten im CGI-C als gebessert eingeschätzt (p=0,006). Bei 92% wurde die Lebensqualität als (sehr) gebessert beurteilt (p<0,0001). Bei lediglich 1% der Patienten wurden unerwünschte Ereignisse dokumentiert. EPS oder zerebrovaskuläre Ereignisse traten nicht auf.
Schlussfolgerungen: Bei Patienten mit schwerer chronischer Aggressivität oder psychotischen Symptomen bei Demenz, die von Melperon auf Risperidon umgestellt wurden, zeigte sich eine signifikante Verbesserung der klinischen Symptomatik, substanzielle Reduktion unerwünschter Nebenwirkungen und eine Verbesserung der Lebensqualität.