Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_04_51
DOI: 10.1055/s-2006-952847

Intramammäre Leukoseinfiltrate bei akuter meyloischer Leukämie (AML) – sonographische und pathologische Differenzierungsschwierigkeiten

K Schulz 1, S Grunwald 2, G Schwesinger 3, H Frese 2, K Bobermien 2, H Heyer 2, R Ohlinger 2
  • 1Universitätsfrauenklinik Greifswald, Greifswald
  • 2Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Klinik u. Poliklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe, Greifswald
  • 3Institut für Pathologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Greifswald

Berichtet wird über eine 18-jährigen Patientin mit einem dolenten Tastbefund der rechten Mamma, die wegen einer AML seit 8 Monaten Chemotherapie erhielt und darunter eine Knochenmarksremission der Leukämie erreichte.

Der gesamte obere äußere Quadrant der rechten Brust war derb infiltriert und livide verfärbt. Medial konnte ein weiterer Herdbefund abgegrenzt werden. Die unteren Quadranten zeigten sich knotig und die rechte Axilla wies vergrößerte Lymphknoten auf. Mammographisch zeigte sich im oberen äußeren Quadranten ein auffälliger Herdbefund, der aufgrund der unregelmäßigen Randbegrenzung als maligne und in Zusammenhang mit einem vergrößerten axillären Lymphknoten als ein intramammäres Lymphom eingestuft wurde. Sonographisch stellte sich entsprechend des Tastbefundes ein den gesamten oberen äußeren Quadranten ausfüllender inhomogener echoarmer Herdbefund dar. Desweiteren konnten bei 8 sowie 3 Uhr weitere Herdbefunde und axillär suspekte Lymphknoten abgegrenzt werden.

Die sonographisch gestützte Stanzbiopsie der Herdbefunde ergab histologisch bei schwerer Abgrenzbarkeit von einem lobulären Mammakarzinom eine extramedulläre Manifestation einer unreifzelligen myeloischen Leukose.

Extramedulläre leukämische Infiltrate der AML können alle Gewebe befallen, am häufigsten Haut- und Schleimhaut. Bei sekundärer Mitbeteiligung der Mamma können diese Infiltrate eine Volumenzunahme, Blutungen und livide Verfärbungen der Haut verursachen. Die Infiltratzellen müssen immunhistochemisch definiert und differentialdiagnostisch von diffus infiltrierend wachsenden Karzinomen abgegrenzt werden.

Sonographisch wurden bei der Patientin außer Lymphome auch ein medulläres Karzinom oder phylloide Tumore vermutet. Bei Darstellung inhomogener echoarmer unscharf glatt oder gelappt begrenzter Herdbefunde muss an eine primäre Manifestation einer hämatologischen Grunderkrankung in der Brust gedacht werden.