Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_03_08
DOI: 10.1055/s-2006-952724

IVF bei familiärer adulter Zystennierenerkrankung: Fallbericht eines massiven ovariellen Hyperstimulationssyndroms mit Exazerbation der Zystenerkrankung

S Pildner von Steinburg 1, E Ostermayer 1, T Fischer 1, KTM Schneider 1
  • 1Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München, München

Wir berichten über eine 35jährige Patientin, die uns mit 14+2 SSW mit persistierendem schwerem ovariellen Hyperstimulationssyndrom (OHSS) zuverlegt wurde. Bei ihr war eine familiäre adulte polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) bisher ohne Nierenfunktionsstörung bekannt.

Bei Kinderwunsch war eine IVF mit ICSI durchgeführt worden, die Patientin wurde im ersten Versuch schwanger, es entwickelte sich ein schweres OHSS mit der Notwendigkeit der stationären Behandlung und mehrfacher Aszitespunktionen (insgesamt etwa 25 l). Bei Übernahme in unsere Klinik mit 14+2 SSW zeigten sich massiver Aszites, Pleuraergüsse und ein intravasaler Volumenmangel. Nieren- und vor allem Leberzysten hatten während der Schwangerschaft erheblich an Volumen zugenommen, AZ und EZ der Patientin waren zunehmend reduziert, sie musste parenteral ernährt werden. Bei therapierefraktärer Nierenfunktionsstörung mit drohender Progression bis zur Dialysepflichtigkeit und zu erwartender extremer Frühgeburtlichkeit wurde nach interdisziplinärer Diskussion mit den Nephrologen des Hauses mit Einverständnis der Patientin ein Schwangerschaftsabbruch mit 15+4 SSW durchgeführt. Im weiteren Verlauf wurde die Patientin aufgrund eines Lungenödems zunächst intensivpflichtig, sie erholte sich sehr zögerlich, weitere Punktionen von Pleuraergüssen und Aszites waren erforderlich. Eine vollständige Wiederherstellung der Nierenfunktion konnte bisher nicht erreicht werden, es besteht der Verdacht auf eine sich entwickelnde portale Hypertension.

ADPKD mit alleiniger renaler Manifestation stellen bei guter Nierenfunktion und normotonem Blutdruck keine Kontraindikation für eine Schwangerschaft dar; vorhandene Leberzysten können jedoch unter dem Einfluss von Schwangerschaften oder der Einnahme von Östrogenen exazerbieren. Zur IVF bei Patientinnen mit ADPKD liegen jedoch nur wenig Informationen in der Literatur vor.