Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_02_32
DOI: 10.1055/s-2006-952495

Krankheitsbilder und Bilder von Krankheiten

E Riebe 1, G Köhler 2
  • 1Klinikum der Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Klinik u. Poliklinik für Gynäkologie u. Geburtshilfe, Greifswald
  • 2Universitätsfrauenklinik Greifswald, Greifswald

Moulagen sind plastische Abformungen von Krankheitserscheinungen, die direkt am Patienten entstanden sind. An fünf Einrichtungen der Medizinischen Fakultät der Greifswalder Universität existieren insgesamt 104 Moulagen von sechs verschiedenen Moulagenkünstlern, die zu den bekanntesten Moulageuren Europas zählten (C. Henning, J. Baretta, A. Kröner, F. Kolbow, M. Sommer, E. Häger) und Abformungen aus dem Deutschen Hygienemuseum Dresden (DHMD). Das Spektrum der Wachsarbeiten reicht von Moulagen aus dem 19. Jahrhundert bis zu Moulagen aus dem DHMD, die in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden. Moulagen wurden in Greifswald in den Fachbereichen Dermatologie, Gynäkologie, Pädiatrie, Mikrobiologie, Ophthalmologie und in der Ausbildung von Krankenschwestern und Hebammen eingesetzt.

Im Fach Gynäkologie wurden zahlreiche Aspekte ausgearbeitet, die die Moulage als Lehrmittel in einen geschichtlichen Kontext zu anderen Lehrmitteln (z.B. Fotographie, Graphik, Präparat), Lehrmethoden (Vorlesungen, Demonstrationen), Lehrinhalten (z.B. Geschlechtskrankheiten), der Forschung (z.B. Impfreaktionen) oder zum sozialen Umfeld stellen. Mit dem Maler und Zeichner Emil Häger kann die Universitätsfrauenklinik Greifswald auf einen eigenen Wachsbildner verweisen, dessen plastisches und wissenschaftlich-zeichnerisches Werk erstmals in einer Dissertation 2005 erwähnt, untersucht und präsentiert wurde.

Moulagen bildeten in der medizinischen Dokumentation einen Höhepunkt auf der Suche nach der perfekten Abbildung. Die rekonstruierbaren Sichtweisen im Hinblick auf Ethik, Ästhetik und Verständnis von Krankheit sind auch heute für den Gynäkologen von Wichtigkeit. Moulagen bilden ein unbedingt bewahrenswerten medizinhistorischen Schatz, was hier sensibilisiert werden soll.