Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_01_14
DOI: 10.1055/s-2006-952432

Peripartales Nierenversagen: Hämolytisch-urämisches- versus HELLP-Syndrom

A Opiela 1, S Ibishi 1, M Koziolek 2, B Hinney 1, G Emons 1, T Hawighorst 1
  • 1Georg-August-Universität, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Göttingen
  • 2Georg-August-Universität, Klinik für Nephrologie und Rheumatologie, Göttingen

Einleitung: Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist ein Krankheitsbild mit mikroangiopathischer hämolytischer Anämie mit Fragmentozyten, Thrombozytopenie und akutem Nierenversagen. In der Schwangerschaft ist dies von einem HELLP-Syndrom mit Nierenversagen schwer abzugrenzen.

Fallbericht: Eine 32-jährige V.Gravida V.Para wurde in der 32.SSW mit Proteinurie und beginnender Niereninsuffizienz stationär aufgenommen. Labor bei Aufnahme: Hb 9,9g/dl; Thrombozyten 198 000; Leukozyten 15700; Kreatinin 1,4mg/dl; Harnstoff 25mg/dl; Harnsäure 7,9mg/dl; AST 27 U/l; ALT 36 U/l; LDH 257 U/l; Haptoglobin 0,52g/l; freies Hämoglobin 7,8mg/dl; CRP 27,1mg/l. Bei Anurie wurde am 20.01.06 die primäre Sectio cesarea durchgeführt. Bei postpartal persistierender Anurie mit steigenden Retentionsparametern, Hämolysezeichen und Thrombozytopenie wurde die Pat. auf die nephrologische Intensivstation verlegt. Labor zu diesem Zeitpunkt: Hb 8,2g/dl; Thrombozyten 39 000; Leukozyten 8900; Kreatinin 1,8mg/dl; Harnstoff 26mg/dl; Haptoglobin <0,10g/l; freies Hämoglobin 23,6mg/dl; AST 64 U/l; ALT 26U/l; LDH 1108 U/l; Fragmentozyten 24 o/oo. Im Verlauf stieg die LDH auf 1700 an. Aufgrund der nicht eindeutigen Transaminasenerhöhung (AST max. 64 U/l) wurde die Diagnose HU-Syndrom gestellt. Differenzialdiagnostisch ist ein HELLP-Syndrom mit akutem Nierenversagen jedoch nicht mit absoluter Sicherheit auszuschließen. Nach täglicher Plasmapherese über vier Wochen und Kortisongabe kam es zur Besserung der Nierensituation. Labor bei Entlassung: Kreatinin 1,8mg/dl; GFR 34,7; Harnstoff 32mg/dl. Von einer weiteren Schwangerschaft wurde wegen der Gefahr eines Rezidivs des HUS abgeraten.

Diskussion: Bei Pat. mit persistierender postpartaler präeklamptischer Symptomatik in Verbindung mit sich verschlechternden Nierenwerten muss das HUS differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden, da die frühzeitige Plasmapherese bei HUS entscheidend zur Senkung der Mortalität und Morbidität beiträgt.