Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_O_01_01
DOI: 10.1055/s-2006-952347

Primäres Chorioncarcinom der Lunge

N Bock 1, B Hinney 1, F Griesinger 2, G Emons 1
  • 1Georg-August-Universität, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Göttingen
  • 2Georg-August-Universität, Zentrum Innere Medizin, Abt. Hämatologie und Onkologie, Göttingen

Einleitung: Das hoch maligne primäre Chorioncarcinom (PCC) der Lunge ist sehr selten, nur etwa 30 Fälle sind beschrieben.

Fallbericht: Eine 28-jährige II-Gravida II-Para aus Nicosia (Zypern) bemerkte im August 2005 erstmals kurzzeitig eine Sehstörung mit Tunnelblick, die in rechtsseitige Kopfschmerzen und Übelkeit überging. Im September trat eine Hypästhesie der rechten Körperhälfte auf. Das Röntgen-Thorax-Bild zeigte einen Tumor im Oberlappen der rechten Lunge von 5,4×4,5 cm. Die weitere Diagnostik ergab einen nicht klein-zelligen malignen Tumor der Lunge und zerebrale Metastasen, die in der Verlaufskontrolle deutlich progredient waren, sowie Hinweise auf eine Meningeosis links zentral. Bei Aufnahme im Klinikum Göttingen waren die Tumormarker hCG (1.396 mE/ml (<5)) und Cyfra 21–1 (6,4µg/l (<3,3)) erhöht; im Normbereich befanden sich AFP, CA 125, NSE und S-100. Eine Schwangerschaft konnte ausgeschlossen werden. Mittels erneuter Bronchoskopie mit PE wurden hCG-positive Zellen nachgewiesen. Neben den zerebralen Metastasen ergaben sich keine Hinweise auf eine weitere Absiedelung. Unter Chemotherapie (Standard PEI, Tag 1–5, Ifosphamid 1200mg/m2, Etoposid 75mg/m2, Cisplatin 20mg/m2) sanken die hCG-Werte innerhalb von 15 Tagen von 2888 auf 745 mE/ml. Nach Rückverlegung wurde die Chemotherapie in Nicosia mit Etoposid, Methotrexat, Actinomycin D, Cyclophosphamid und Vincristin (EMA-CO) bis Februar 2006 fortgesetzt. Seit Januar sind die hCG-Werte <5 mE/ml und die Patientin beschwerdefrei.

Diskussion: Aufgrund geringer Fallzahlen existiert für das PCC keine eindeutige Therapieempfehlung; zum Teil wird eine primäre Operation empfohlen. Grundsätzlich sind eine frühe Diagnose und kurzfristig einsetzende Therapie für die Prognose entscheidend.