Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_K_01_20
DOI: 10.1055/s-2006-952329

Körpersprachliche Signale bei gynäkologischer Untersuchung. Korrelation mit Angst, Depression und Erleben der Untersuchung

RA Watrowski 1, M Dembinska 1, A Rohde 2
  • 1Klinik für Gynäkologie, Medizinische Hochschule Poznan, Poznan, Polen
  • 2Gynäkologische Psychosomatik, Universitätsfrauenklinik Bonn, Bonn

Hintergrund: Die gynäkologische Untersuchung (GU) ist sie die häufigste Interaktion zwischen Frauenarzt/-ärztin und Patientin. Die verbale Mitteilung der Gefühle und Empfindungen seitens der Patientin ist ebenso selten (Situationsstress, „steiles Machtverhältnis“, Scham), wie zuverlässig die rationale Wahrnehmung derer durch den Arzt ist.

Zielsetzung: Identifizierung und Deutung von körpersprachlichen Signalen während GU im Hinblick auf präexistente Angst und Depressivität sowie auf positives bzw. negatives Erleben der GU (Geborgenheit, Vertrauen, Schmerz, Scham, Ausgeliefertsein).

Methode: 61 Patientinnen einer Uniklinik (15–34J., Median 24). Ausschlusskriterien: Erstuntersuchung, Malignität, bekannte Schwangerschaft, Einnahme von Psychopharmaka. Zwei Untersucher: männlich bzw. weiblich. Evaluierung von Körpersprache der Patientin anhand eines durch Ärztin/Arzt ausgefüllten Fragebogens. Identifizierung von Angst/Depression anhand von Hospital Anxiety and Depression Scale, STAI-1 (Zustand) und STAI-2 (Persönlichkeitsmerkmal). Erfragung von Empfindungen der Patientin mit strukturiertem Fragebogen (parallel von Ärztin/Arzt und Patientin nach der Untersuchung ausgefüllt). Statistik: Chi2 nach Pearson, schrittweise Regression, p<0,05.

Ergebnisse: Es wurden negative und positive nonverbale Prädiktoren identifiziert. Angespannte Ganzkörperhaltung auf dem Untersuchungsstuhl, geschlossene Beinhaltung, über Brust/Bauch gekreuzte Hände deuteten auf erhöhte Angst bzw. Depressivität hin und/oder hingen mit schmerzhaftem Empfinden der Vaginaluntersuchung, Unbehagen bei Speculum und vermindertem Vertrauen zum Arzt zusammen. Entspannt am Körper liegende Arme waren aussagekräftigster Prädiktor für geringe Ängstlichkeit und selteneres Unbehagen bei Speculum- und Rektaluntersuchung, und hingen mit Gefühl der Geborgenheit während GU stark zusammen. Weitere positive Prädiktoren: Hände unter dem Kopf liegend und entspannte Ganzkörperhaltung auf dem Stuhl.