Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_02_04
DOI: 10.1055/s-2006-952279

POF Syndrom und X Chromosomale Genexpression: die Expression des FMR1 Gen im POF1 Locus ist bei Patienten mit POF auffallend variabel.

Z Peng 1, J Schüttler 1, B Janssen 2, P Steinbach 3, T Strowitzki 1, PH Vogt 1
  • 1Abt. Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen, Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, Heidelberg
  • 2Institut für Humangenetik, Universität Heidelberg, Heidelberg
  • 3Institut für Humangenetik, Universität Ulm, Ulm

Hintergrund: Das POF Syndrom betrifft 1% der Frauen unter 40 Jahren. In bis zu 30% der Fälle wird ein genetischer Hintergrund angenommen, wovon einige auf X chromosomale Gen- und Strukturvarianten eines der beiden POF loci (POF1 und POF2) (1) zurückzuführen sind. Einen herausragenden Stellenwert nimmt hierbei das FMR1 Gen im POF1-Locus ein. FMR1 hat in Exon 1 eine variable Anzahl von CGG-Repeats (2) . Die Prämutation (CGG-Repeats: 60–200) des FMR1 ist assoziiert mit dem POF-Syndrom und einer erhöhten RNA-Expression, die zu einer reduzierten Protein-Expression (FMRP) führt. Da bekannt ist, dass dieses Protein eine wichtige Rolle in der Follikulogenese spielt, haben wir untersucht, ob bei POF Patientinnen die FMR1 Expression in Leukozyten, als diagnostischer Indikator für die Dysfunktion von FMRP in der Follikulogenese genutzt werden kann.

Ergebnisse: Aus 74 Blutproben von POF-Patientinnen wurde RNA und DNA aus Leukozyten isoliert. Die FMR1 Expression wurde mittels quantitativer RT-PCR (Light-Cycler) untersucht. Bei Vergleich dieser Expressionsprofile bei POF-Patientinnen und einer Kontrollgruppe (normale Follikulogenese) konnte nur in der POF-Gruppe eine signifikant variable FMR1 Expression festgestellt werden. Wir konnten allerdings weder CGG-Prämutationen, noch Veränderungen des Methylierungsmusters im CGG-Repeat bei diesen POF-Patienten feststellen.

Schlussfolgerung: Es werden deshalb POF-assoziierte Sequenzvarianten im Promoterbereich dieses Gens vermutet, die nun über Sequenzanalyse identifiziert werden. Da bekannt ist, dass die variable RNA-Expression des FMR1 Gens über einen “negativen feed-back Loop“ die Protein-Expression reguliert, darf aber schon jetzt postuliert werden, dass die quantitative FMR1-RNA Analyse von Patienten mit idiopathischem POF Syndrom eine wichtige diagnostische Möglichkeit darstellt, die Subgruppe zu definieren, deren POF-Pathologie vermutlich auf einer Dysfunktion von FMRP zurück zu führen ist.