Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - FV_E_01_07
DOI: 10.1055/s-2006-952214

Interaktionen zwischen Endometriose- und Nervenzellen

J Schwarz 1, S mechsner 1, J Bartley 1, J Thode 1, AD Ebert 2
  • 1Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin
  • 2Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Vivantes Humboldt-Klinikum Berlin, Berlin

Fragestellung: Die Erkrankung der Endometriose (EM) ist typischerweise mit Schmerzen assoziiert, wobei gezeigt werden konnte, dass im Stroma und in der Nähe der Läsion lokalisierte Nervenfasern in der Ätiologie der Schmerzentstehung eine Rolle spielen1. Ziel der Untersuchungen war es ein in vitro Modell zur Interaktionsanalyse zwischen Endometriose- und Nervenzellen zu etablieren.

Material und Methoden: Um einen Nervenwachstumsfaktor als möglichen Botenstoff zu identifizieren, wurden primäre EM-Zellkulturen immunhistochemisch mit Antikörpern gegen nerv-growth-factor (NGF) untersucht. Western-Blot-Analysen wurden durchgeführt, um die Anwesenheit von NGF in primären EM-Zellkulturen, EM-Läsionen und in der Douglasflüssigkeit von EM-Patientinnen nachzuweisen. Um die Wechselwirkungen zwischen Nerven und dem von EM-Zellen produzierten NGF zu untersuchen, haben wir Hinterwurzelganglien (DRG) von Hühnerembryonen in von EM-Zellen konditioniertem Medium kultiviert (neuronal-growth-assay).

Ergebnisse: Die Immunhistochemie zeigte, dass primäre EM-Zellkulturen NGF exprimieren. Auch mit Hilfe der Western-Blot-Analyse konnte die für NGF spezifische Bande in den primären EM-Zellkulturen, EM-Läsionen und in der Douglasflüssigkeit von EM-Patientinnen nachgewiesen werden. Im neuronal-growth-assay induzierte das konditionierte Medium das Aussprossen von Neuriten und die Bildung von Zell-Zellkontakten. Dieses Zellwachstum ähnelt dem Wachstum wie es bei Zugabe von exogenen NGF hervorgerufen wird.

Schlussfolgerung: In diesen Untersuchungen konnte erstmals gezeigt werden, dass primäre EM-Zellkulturen NGF exprimiern und dass DRGs in von EM-Zellen konditionierten Medien aussprossen. Diese Ergebnisse belegen, dass EM-Zellen neurotrophe Eigenschaften, also einen stimulierenden Effekt auf das Nervenzellwachstum besitzen. Das neuronal-growth-assay kann nun Basis für weitere Interaktionsuntersuchungen sein, um die Ätiologie der Schmerzentstehung bei EM-Patientinnen besser zu verstehen.