Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2006; 38(4): 167
DOI: 10.1055/s-2006-952107
Forschung
Neues aus der Onkologie
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Verwirrung um „Krebs-Impfung”: Nur Vorsorge bringt belastbare Ergebnisse

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Publikationsdatum:
28. Dezember 2006 (online)

Soest. Das Thema HPV-Impfung ist derzeit in aller Munde; Fachpresse und Publikumsmedien berichten stark verkürzend von der „Impfe gegen Gebärmutterhalskrebs”.

Dazu einige Fakten: Geimpft wird gegen eine Infektion, nicht gegen Krebs. Geimpft wird nur gegen die HPV-Hochrisikotypen 16 und 18 bzw. gegen die Niedrigrisikotypen 6 und 11. Somit ist die Impfung nur an 2 bzw. 4 Subtypen aus einem Pool von zur Zeit mehr als 100 bekannten Subtypen adressiert und kann keinen 100-prozentigen Schutz gegen die Entstehung des Zervixkarzinoms leisten. Jedoch kann sie über einen Antikörpertiter einen 100-prozentigen Schutz gegen Neuinfektionen vor den Typen 16 und 18 bieten, die in ca. 70 % der Zervixkarzinome vorkommen. Der so induzierte Schutz kann momentan - so die aktuelle Datenlage - für einen Zeitraum von 53 Monaten offeriert werden.

Die Ständige Impfkomission hat darüber hinaus noch keine offizielle Empfehlung ausgesprochen; zur Zeit bezahlen die GKVen die Impfung nicht.

Ein nachvollziehbarer Impferfolg lässt sich nur erkennen, wenn 80 % aller Personen der Zielgruppe geimpft werden. Der Impferfolg wäre erst nach frühestens 30 Jahren erkennbar. Allein durch die Einführung der regelmäßigen Krebsvorsorgeuntersuchung konnte die Mortalitätsrate in Deutschland seit 1972 um ca. 66 % gesenkt werden. Eine gute Abstrichqualität sowie Labore mit hohen und zertifizierten Qualitätsstandards tragen zu diesem Erfolg bei.

Demnach ist die bestehende Krebsvorsorge an Hand eines konventionellen Abstrichs noch immer die beste Methode, um Läsionen zu entdecken, die sich progressiv verhalten und den Weg zum Zervixkarzinom einschlagen.

Ewald Prünte

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Soest