PiD - Psychotherapie im Dialog 2006; 7(4): 351-357
DOI: 10.1055/s-2006-951824
Standpunkte
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychotraumatologie - der Stand des Wissens und die Versorgungslage

Arne  Hofmann
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. November 2006 (online)

Zusammenfassung

In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Verständnis von Traumafolgestörungen, besonders der posttraumatischen Belastungsstörung, erheblich verbessert. Bei der nach stark belastenden Ereignissen auftretenden Störung werden subkortikale Zentren der Stressregulation verändert und damit auch die Regulation späterer Stressoren beeinträchtigt. Die Störung ist durch übliche psychotherapeutische Verfahren nur sehr begrenzt beeinflussbar, weshalb sie lange auch als kaum behandelbar galt. Durch einige seit den 90er-Jahren neu entwickelte psychotherapeutische Behandlungsverfahren hat sich die Situation auch im klinischen Bereich sehr verbessert. Trotz eines erheblichen Nachholbedarfes in diesem Bereich in Deutschland wird bislang im Wesentlichen ein umsichtiger Gebrauch des Traumabegriffes gewahrt und so einer unkritischen Ausweitung vorgebeugt. Problemfelder trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung bleiben: die immer noch sehr schwierige Behandlung komplexer, meist in der Kindheit entstandener, Traumastörungen sowie die für ein reiches Land wie Deutschland kaum nachvollziehbare Unterversorgung schwer traumatisierter Kinder und Jugendlicher.

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