Psychiatr Prax 2006; 33(6): 302-304
DOI: 10.1055/s-2006-951400
Fortbildung und Diskussion
Studie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Journalismus ja - aber nicht unter diesen Bedingungen!

Eine Studie zur Gesundheitssituation von Journalisten
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Publication Date:
30 August 2006 (online)

 

Einleitung

Das klischeehafte Bild vom kettenrauchenden, Alkohol trinkenden und immer gestressten Journalisten hält sich hartnäckig. Wie nah sind diese Klischees aber an der Wahrheit? Eine Befragung von Pressejournalisten zeigt: Journalisten trinken weder mehr Alkohol als die Gesamtbevölkerung noch rauchen sie überdurchschnittlich viel. Berufsbedingten Stress empfinden sie überwiegend als positiv. Allerdings klagen zahlreiche Journalisten über ihre unbefriedigende wirtschaftliche Situation, die bedrückender als gesundheitliche Probleme empfunden wird. So schreibt ein Befragter: "Könnte ein Traumberuf sein, wenn die Verantwortung, die man schließlich trägt, entlohnt würde ..." Die Folgen der schlechten Bezahlung sind zu viel Stress, Überstunden und ein erhöhtes Burnoutrisiko. Da das journalistische Berufsfeld im Wandel begriffen ist, steigen die Belastungen immer mehr. Das Internet beispielsweise bringt zwar Vorteile, z.B. bei der Recherche, aber durch die steigende Informationsflut erhöhen sich auch die Arbeitsanforderungen. Auf Grund der schlechten Wirtschaftslage sind Festanstellungen seltener geworden, die Arbeitsplatzsicherheit ist gesunken und Flexibilität und Mobilität sind gefragter denn je. Es werden "Knebelverträge" [[1]] abgeschlossen, die Honorare gekürzt, der Konkurrenz- und Leistungsdruck steigt durch den "massiven Stellenabbau". Die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust lässt viele Redakteure extrem schlechte Bedingungen tolerieren, der Trend geht von extensiver zu intensiver Arbeit.

Literatur und Anmerkungen

  • 01 Hier und das Folgende: Mulitze C. So war 2004. Umfrage unter freien Journalisten. Insight 2004; 12: 30. 
  • 02 U.a. aus der Studie von Karin Böhme-Dürr (vgl. Böhme-Dürr K. JournalistInnen: Stets vom Stress geplagt? Unveröffentlichter Projektbericht im Rahmen eines Seminars an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf 2001) und der Studie von Bodin (vgl. Bodin M. Ausgebrannt. Wiesbaden: VS-Verlag, 2000). 
  • 03 Aronson E . Pines AM . Kafry D . Ausgebrannt. Vom Überdruß zur Selbstentfaltung.  Stuttgart: Klett-Cotta. 1983; 
  • 04 Vgl. Mannheims R. Trinkmuster und Trinkgewohnheiten am Beispiel einer Berufsgruppe als Reaktion auf strukturelle Bedingungen journalistischer Arbeit. Unveröffentlichte Diplomarbeit im Studiengang Journalistik an der Universität Dortmund 1981. Dortmund 1981. 
  • 05 Mit 77,6% liegt sie in der vorliegenden Befragung sogar noch über den von Neverla ermittelten 71%. (Vgl. Neverla I. Arbeitszufriedenheit von Journalisten. München: Minerva, 1979: 176). 
  • 06 Hier und das Folgende: Zitate aus den offenen Antworten im Fragebogen. 
  • 07 Vgl. z.B. Neverla 1979: 224; Weischenberg S, Löffelholz M, Scholl A: Journalismus in Deutschland. journalist 1994; 4: 60; Schneider B, Schönbach K, Stürzebecher D. Journalisten im vereinten Deutschland. Publizistik 1993; 3:366. 
  • 08 Burnout oder auch Ausbrennen ist mit Elliot Aronson u.a. generell ein Zustand "körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung". (Vgl. Aronson, Pines, Kafry 1983); Mögliche Ursachen sind Arbeitsüberlastung, Mangel an Kontrolle, unzureichende Entschädigung, Ungerechtigkeit, Zusammenbruch der Gemeinschaft und Wertekonflikte zwischen dem, was man erreichen will und dem, was zusätzlich an Extraleistungen gefordert wird. (Vgl. Maslach C, Leiter M. P. Die Wahrheit über Burnout. Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können. Wien, New York: Springer 2001
  • 09 Enzmann D . Kleiber D . Helfer-Leiden: Stress und Burnout in psychosozialen Berufen.  Heidelberg: Asanger. 1989;  10
  • 10 Damit liegen die Befragten deutlich über dem Durchschnittswert für Bayern, denn hier leben nur in etwa 45% der Haushalte Kinder. 
  • 11 Vgl. http://www.dge.de [1.08.2006]. 
  • 12 Vgl. z.B.: Mannheims 1981.