Z Gastroenterol 2006; 44 - K89
DOI: 10.1055/s-2006-951278

Sequentielle Therapie mit Interferon alfa und Lamivudin als Konzept für die Therapie der chronischen Hepatitis B: Höhere Chance der HBs-Serokonversion?

A Potthoff 1, H Wedemeyer 1, MP Manns 1, M Cornberg 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Germany

Interferon-alfa (IFN), pegyliertes Interferon alfa-2a (PEG-IFN), Lamivudin und Adefovir sind die zurzeit zugelassenen Medikamente für die Therapie der chronischen Hepatitis B. Es gibt Vor- und Nachteile aller Medikamente. (PEG)-IFN als primär immunmodulatorisches Medikament ist assoziiert mit Nebenwirkungen, führt aber häufiger zur dauerhaften Response mit einer definierten Therapiedauer (4–12 Monate). Die direkt antiviral wirksamen Nukleos(t)idanaloga Lamivudin und Adefovir haben ein günstiges Nebenwirkungsprofil, müssen aber meist dauerhaft gegeben werden, welches zum Problem der Resistenzentwicklung führt. De novo Kombination beider Therapiekonzepte haben bislang zu keinen besseren dauerhaften Ansprechraten geführt. Das ultimative Ziel einer antiviralen Therapie der chronischen Hepatitis B ist die HBs-Serkonversion, die nur in maximal 5% erreicht wird, wobei IFN häufiger mit diesem Endpunkt assoziiert ist.

Hier beschrieben wir zwei HBeAg-positive Patienten, die wir mit einer sequentiellen Therapie bestehend aus IFN alfa-2b (10 Mio. IE. bzw. 5 Mio. IE. 3x/Woche) und Lamivudin (100mg/Tag) behandelt haben. Beide Patienten (1: HCV-Genotyp D, 2: HCV-Genotyp A) wurden zunächst mit IFN für 24 bzw. 12 Wochen behandelt. Die HBV-DNA war zwar während dieser Zeit bei beiden Patienten um 2–3 log-Stufen abgefallen aber am Ende der IFN-Therapie weiterhin positiv (beide Patienten >105 cop/ml). Anschließend wurde ohne Therapieunterbrechung auf Lamivudin gewechselt. Nach kurzer Zeit war bei beiden Patienten die HBV-DNA unterhalb der Nachweisgrenze und innerhalb von 12 bzw. 18 Wochen Lamivudin-Gabe kam es zu einem Verlust des HBs-Antigens. Patient 1 bildete spontan anti-HBs Antikörper, während Patient 2 nach HBs-Verlust zunächst aktiv geimpft wurde und dann anti-HBs Antikörper entwickelte. Nach der Serokonversion wurde Lamivudin gestoppt und es kam nicht zu einem Relapse. Die optimale Abstimmung von immunmodulatorischer und direkt antiviraler Therapie könnte das dauerhafte Ansprechen einer anti-HBV Therapie optimieren. Die sequentielle Therapie mit IFN und einem Nukleos(t)idanalogon kann eine weitere effektive Therapiestrategie für Patienten mit chronischer Hepatitis B darstellen, insbesondere mit dem Ziel der HBs-Serokonversion.