Z Gastroenterol 2006; 44 - K82
DOI: 10.1055/s-2006-951271

Ein multifokales seröses Cystadenocarcinom des Pankreas mit chronischer Pankreatitis – Ein seltenes Krankheitsbild

AM Chromik 1, F Sommerer 2, JM Otte 3, MH Seelig 1, WE Schmidt 3, A Tannapfel 2, W Uhl 1
  • 1Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Germany
  • 2Ruhr-Universität Bochum, BG-Kliniken Bergmannsheil, Institut für Pathologie, Bochum, Germany
  • 3Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital, Medizinische Klinik I, Bochum, Germany

Einleitung: Im Gegensatz zu muzinösen Cystadenomen des Pankreas gelten seröse Cystadenome als gutartige Läsionen ohne Malignitätspotential. Tumoren mit Malignitätskriterien wurden nur in seltenen Einzelfällen beschrieben. Dementsprechend ist auch die chirurgische Therapie bei serösen Cystadenomen bisher äußerst zurückhaltend.

Kasuistik: Wir berichten von einem 75-jährigen Patienten, bei dem drei Jahre zuvor wegen einer biliären Pankreatitis eine laparoskopische Cholecystektomie durchgeführt worden war. Im Verlauf kam es jedoch zu weiteren Pankreatitisschüben mit entsprechender Klinik und Nachweis von stenosierenden Veränderungen des Pankreasgangs, welche wiederholt endoskopisch mittels Plastikstents versorgt wurden. 6 Monate vor Vorstellung in unserer Klinik wurden erstmals eine 2cm messende Raumforderung im Korpus mit konsekutivem Abbruch des Pankreasgangs diagnostiziert.

Intraoperativer Situs und histologischer Befund: Intraoperativ fanden sich der vorbeschriebene Tumor im Bereich des Korpus sowie eine schwere Pankreatitis des gesamten Organs. Es wurde deshalb eine pyloruserhaltende Pankreatektomie durchgeführt. Histologisch zeigte sich ein multifokaler, über das gesamte Organ verteilter, serös-cystischer Tumor ohne muzinöse Anteile mit eindeutiger Infiltration in das angrenzende Pankreasparenchym, einem multifokalen serösen Cystadenocarcinom entsprechend (pT2, pN0 (0/17), M0, L0, V0, Pn0, R0).

Postoperativer Verlauf: Der weitere Verlauf war komplikationslos. Nach Einstellung des pankreopriven Diabetes mellitus erfolgte die Entlassung am 18. postoperativen Tag zur adjuvanten Chemotherapie mit Gemcitabine.

Diskussion: Die wenigen bisher publizierten serösen Cystadenocarcinome des Pankreas wurden aufgrund von Metastasenbildung oder organüberschreitendem Wachstum als maligne eingestuft. In dem hier vorliegenden Fall eines multifokalen serösen Cystadenocarinoms leitet sich die Malignität allein vom infiltrativem Wachstumsverhalten innerhalb der Organgrenzen ab. Die chirurgische Handlungsmaxime des „wachtful waiting“ bei serösen cystischen Pankreastumoren muss kritisch hinterfragt werden.