Z Gastroenterol 2006; 44 - K75
DOI: 10.1055/s-2006-951264

Chronischer Ileus durch Invagination eines GIST des Dünndarmes

I Partecke 1, J Mayerle 2, L Albrecht 3, W v Bernstorff 1, A Stier 1, R Warzok 4, M Lerch 2, CD Heidecke 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Greifswald, Germany
  • 2Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Abteilung für Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin, Greifswald, Germany
  • 3Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Institut für Radiologie, Greifswald, Germany
  • 4Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Institut für Pathologie, Greifswald, Germany

GIST können in jedem Anteil des tubulären Gastrointestinaltraktes auftreten, bevorzugt im Magen (39–70%) sowie im Dünndarm (20–35%). GIST sind insgesamt sehr selten, ihre Inzidenz beträgt etwa 1,5 bis 2 Fälle pro 100.000 Einwohner. Das mediane Alter bei Erkrankungsbeginn liegt zwischen 55 und 65 Jahren. Eine charakteristische Symptomatik für GIST besteht nicht. Tumoren des Dünndarmes verursachen meist abdominelle Schmerzen oder einen Ileus. 18,6% der Patienten mit einem histologisch gesicherten GIST leiden an einem Zweitmalignom. Nahezu alle GIST exprimieren c-kit (CD117). GIST metastasieren nicht in die regionalen Lymphknoten, jedoch häufig hämatogen in die Leber. Wir berichten über einen 65-jährigen Patienten, der sich mit seit 2 Monaten bestehenden rezidivierenden, krampfartigen abdominellen Schmerzen vorstellte. Die weitere Diagnostik (Sonographie und CT) zeigte zunächst eine Dünndarminvagination mit erheblicher Passagestörung. Ein eigentlicher Dünndarmtumor konnte in der Bildgebung primär nicht gesichert werden. Zusätzlich fand sich eine 2,5cm große Raumforderung im Bereich der rechten Niere die als malignomverdächtig bewertet wurde. Es erfolgte die Laparoskopie und laparoskopisch assistierte Dünndarmteilresektion über eine Minilaparotomie (Kurzvideo). Im späteren Verlauf wurde eine Nierenteilresektion rechts bei Nierenzellkarzinom durchgeführt. Die histologische Aufarbeitung des Präparates zeigte einen 5×3x2,5cm großen Dünndarmtumor und deutlich vergrößerte mesenteriale Lymphknoten ohne Tumorinfiltration. Dieser wurde als GIST vom epitheloiden Typ beschrieben. Die Mitoserate lag bei 5/50 HPF. 10–20% der Zellen dekorierten sich mit dem Proliferationsmarker MIB-1. Ungewöhnlich war die fehlende Expression von c-kit (CD117), was für lediglich bei 5% der GIST beschrieben wird. Eine Reaktion des Tumors gegen den PDGFα-Rezeptor konnte nicht nachgewiesen werden. Im Hinblick auf die histologischen Diagnose und nach der Risikoklassifikation von Fletcher wurde von einem niedrigmalignen Tumor ausgegangen und bei fehlender Metastasierung keine adjuvante Therapie eingeleitet. Dünndarminvaginationen im Erwachsenenalter sind meist durch einen Tumor bedingt, auch wenn dieser bildmorphologisch zunächst nicht fassbar ist. Dabei ist auch an einen GIST zu denken.