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DOI: 10.1055/s-2006-951242
Kasuistik: Metachrones doppeltes Nebenschildrüsenadenom
Kasuistik: Wir berichten über eine 39-jährige Patientin, die im Abstand von 18 Jahren zweimal ein Nebenschilddrüsenadenom (NSD-Adenom) entwickelte. Die Patientin war im Alter von 19 Jahren klinisch mit Nierensteinen auffällig geworden. Ursache war ein primärer Hyperparathyreoidismus, wofür väterlicherseits bereits eine positive Familienanamnese bestand. Daraufhin fand die selektive Parathyreoidektomie statt, im histologischen Präparat wurde ein Adenom gesichert. Im Rahmen der regelmäßigen Nachsorge waren im weiteren Verlauf normale Serum-Calcium-Werte festgestellt worden, die Patientin war ohne weitere Behandlung beschwerdefrei. 18 Jahre nach der ersten Parathyreoidektomie fiel jedoch eine erneute Hyperkalzämie auf. Die Bildgebung ergab den Verdacht auf ein erneutes NSD-Adenom. Therapeutisch wurde nun die totale Parathyreoidektomie durchgeführt. Die histologische Aufarbeitung ergab ein NSD-Adenom, die Probeexzision einer weiteren NSD hypoplastisches NSD-Gewebe. Nach Erreichen der Normokalzämie und guter Wundheilung wurde die Patientin sechs Tage postoperativ entlassen.
Diskussion: Die Häufigkeit von Doppel-Adenomen der Nebenschilddrüse beim primären Hyperparathyreoidismus wird in der Literatur mit 2–15% angegeben, jedoch meist ohne histologischen Befund zu den verbliebenen NSD. Allerdings berichten die Autoren vornehmlich über zeitgleich auftretende Tumore. In diesen Fällen wird diskutiert, ob es sich um eine asymmetrische NSD-Hyperplasie handelt. Zur histopathologischen Differentialdiagnose wird für das Adenom ein solitärer, neoplastischer Tumor gefordert, der von einem Ring normal erscheinenden Nebenschilddrüsengewebes umgeben ist. Dagegen wurde die Hyperplasie als diffuse Vergrößerung aller NSD mit eher monotoner Uniformität des Gewebes beschrieben. Aus unserer Sicht sollte diskutiert werden, ob die Definition des Adenoms um die histopathologische Diagnose normalen NSD-Gewebes der restlichen NSD erweitert werden sollte.
Schlussfolgerung: In Kombination mit einem regelrecht abfallenden intraoperativen Parathormon-Schnelltest würde die histopathologische Diagnosesicherung möglicherweise die rationale intraoperative Entscheidung für das konkrete operative Vorgehen für dieses verhältnismäßig seltene Patientengut erleichtern.