Z Gastroenterol 2006; 44 - K47
DOI: 10.1055/s-2006-951236

Gedeckt perforierte Appendizitis in einer inkarzerierten Rezidiv-Leistenhernie

MA Kueper 1, A Kirschniak 1, R Ladurner 1, FA Granderath 1, A Koenigsrainer 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Germany

Fallbericht: Eine 72-jährige Patientin wurde mit Verdacht auf eine inkarzerierte rechtsseitige Rezidiv-Leistenhernie in unsere chirurgische Notaufnahme eingewiesen. 2 Jahre zuvor war eine rechtsseitige Leistenhernie nach Shouldice verschlossen worden. Seit einem Tag hatte sie eine schmerzhafte Vorwölbung im Bereich der rechten Leiste bemerkt, gastrointestinale Symptome beklagte sie nicht.

Klinisch wurde der Verdacht auf eine inkarzerierte Femoralhernie gestellt. Laborchemisch bestand eine Entzündungskonstellation mit einer Leukozytose von 12.490/µl sowie ein leicht erhöhter CRP-Wert (0,79mg/dl). CT-morphologisch bestätigte sich der klinische Verdacht auf eine inkarzerierte Femoralhernie, worauf die Indikation zur Operation gestellt wurde.

Intraoperativ fand sich eine mediale Rezidiv-Leistenhernie. Nach Eröffnung des inkarzerierten Bruchsackes entleerte sich ein Abszess, sodass die Indikation zur Laparotomie gestellt wurde. Als Bruchsackinhalt zeigte sich schließlich eine gedeckt perforierte Appendizitis. Nach der Appendektomie erfolgte der Bruchlückenverschluss nach Bassini. Der postoperative Verlauf gestaltete sich unkompliziert, am achten postoperativen Tag konnte die Patientin entlassen werden.

Zusammenfassung: Eine Appendizitis im Bruchsack einer Leistenhernie liegt in etwa 0,1% der Patienten mit Leistenhernie vor und wird als Amyand'sche Hernie bezeichnet. Trotz verbesserter präoperativer Bildgebung kann die Diagnose oft erst intraoperativ gestellt werden. Eine Appendizitis in einer Rezidiv-Leistenhernie ist extrem selten und wurde bisher noch nicht beschrieben.