Z Gastroenterol 2006; 44 - K45
DOI: 10.1055/s-2006-951234

„Alles ein Kopfproblem ...“ oder „Eine unkonventionelle chirurgische Lösung verhindert den pankreopriven Diabetes mellitus nach Fehlbehandlung“

AM Chromik 1, JM Otte 2, M Banasch 2, A Tannapfel 3, MH Seelig 1, WE Schmidt 2, W Uhl 1
  • 1Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital, Chirurgische Klinik, Bochum, Germany
  • 2Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital, Medizinische Klinik I, Bochum, Germany
  • 3Ruhr-Universität Bochum, BG-Kliniken Bergmannsheil, Institut für Pathologie, Bochum, Germany

Einleitung: Die chirurgische Therapie einer chronischen Kopf-Pankreatitis mit komplizierten Pseudocysten ist die Pankreas-Kopf Resektion. Ist jedoch bereits eine Pankreas-Schwanz Resektion durchgeführt worden – etwa bei einem vermeintlichen Pankreas-Schwanz Problem oder einer Pseudocyste – resultiert häufig eine (totale) Pankreatektomie mit einem konsekutiven pankreopriven Diabetes mellitus. Hier sind neue operative Strategien gefragt.

Kasuistik: Ein 40-jähriger Patient stellt sich notfallmäßig mit einer akuten, transfusionspflichtigen oberen gastrointestinalen Blutung vor. In der Vorgeschichte ist eine ethyltoxische chronische Pankreatitis mit Pankreasschwanz-Resektion und innerer Pseudocysten-Drainage bekannt. Endoskopisch zeigte sich eine Forrest Ib Blutung auf dem Boden einer großen, ins Duodenum penetrierten Pankreas-Kopf Pseudocyste. Im CT zeigten sich weitere ausgedehnte, teils eingeblutete, vom Pankreas-Kopf ausgehende Pseudocysten. Nach zweimaliger endoskopischer Blutsstillung erfolgte zunächst eine konservative Therapie für 3 Monate.

Intraoperativer Situs: Intraoperativ zeigte sich eine schwere chronische Kopf-Pankreatitis mit Pseudocysten bei makroskopisch unauffälligem Pankreas-Korpus. Nach Aufhebung der Pseudocysto-Jejunostomie führten wir daher eine Pankreas-Kopfresektion nach Whipple unter Belassung eines Rest-Pankreas-Anteils im Korpus durch.

Postoperativer Verlauf: Der weitere Verlauf war komplikationslos. Der postoperative orale Glucose-Toleranz-Test zeigte keinen Hinweis für das Vorliegen eines pankreopriven Diabetes mellitus.

Diskussion: Die chronische Kopf-Pankreatitis manifestiert sich häufig zuerst im Schwanz-Bereich mit Pseudocysten-Bildung. Fazit für die Praxis:

1.) Eine Linksresektion kann ein „Kopf-Problem“ des Pankreas nicht dauerhaft lösen. Eine detaillierte präoperative Diagnostik mit Pankreas-Gang-Darstellung und die chirurgische Exploration der Kopf-Region sind unerlässlich.

2.) Bei bereits erfolgter Linksresektion, stellt das Belassen eines Anteils des Pankreas-Korpus eine sinnvolle Alternative dar, um einen pankreopriven Diabetes mellitus zu vermeiden. Voraussetzung ist die adäquate Perfusion des belassenen Organanteils.