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DOI: 10.1055/s-2006-951234
„Alles ein Kopfproblem ...“ oder „Eine unkonventionelle chirurgische Lösung verhindert den pankreopriven Diabetes mellitus nach Fehlbehandlung“
Einleitung: Die chirurgische Therapie einer chronischen Kopf-Pankreatitis mit komplizierten Pseudocysten ist die Pankreas-Kopf Resektion. Ist jedoch bereits eine Pankreas-Schwanz Resektion durchgeführt worden – etwa bei einem vermeintlichen Pankreas-Schwanz Problem oder einer Pseudocyste – resultiert häufig eine (totale) Pankreatektomie mit einem konsekutiven pankreopriven Diabetes mellitus. Hier sind neue operative Strategien gefragt.
Kasuistik: Ein 40-jähriger Patient stellt sich notfallmäßig mit einer akuten, transfusionspflichtigen oberen gastrointestinalen Blutung vor. In der Vorgeschichte ist eine ethyltoxische chronische Pankreatitis mit Pankreasschwanz-Resektion und innerer Pseudocysten-Drainage bekannt. Endoskopisch zeigte sich eine Forrest Ib Blutung auf dem Boden einer großen, ins Duodenum penetrierten Pankreas-Kopf Pseudocyste. Im CT zeigten sich weitere ausgedehnte, teils eingeblutete, vom Pankreas-Kopf ausgehende Pseudocysten. Nach zweimaliger endoskopischer Blutsstillung erfolgte zunächst eine konservative Therapie für 3 Monate.
Intraoperativer Situs: Intraoperativ zeigte sich eine schwere chronische Kopf-Pankreatitis mit Pseudocysten bei makroskopisch unauffälligem Pankreas-Korpus. Nach Aufhebung der Pseudocysto-Jejunostomie führten wir daher eine Pankreas-Kopfresektion nach Whipple unter Belassung eines Rest-Pankreas-Anteils im Korpus durch.
Postoperativer Verlauf: Der weitere Verlauf war komplikationslos. Der postoperative orale Glucose-Toleranz-Test zeigte keinen Hinweis für das Vorliegen eines pankreopriven Diabetes mellitus.
Diskussion: Die chronische Kopf-Pankreatitis manifestiert sich häufig zuerst im Schwanz-Bereich mit Pseudocysten-Bildung. Fazit für die Praxis:
1.) Eine Linksresektion kann ein „Kopf-Problem“ des Pankreas nicht dauerhaft lösen. Eine detaillierte präoperative Diagnostik mit Pankreas-Gang-Darstellung und die chirurgische Exploration der Kopf-Region sind unerlässlich.
2.) Bei bereits erfolgter Linksresektion, stellt das Belassen eines Anteils des Pankreas-Korpus eine sinnvolle Alternative dar, um einen pankreopriven Diabetes mellitus zu vermeiden. Voraussetzung ist die adäquate Perfusion des belassenen Organanteils.