Z Gastroenterol 2006; 44 - K32
DOI: 10.1055/s-2006-951221

18-jähriger Patient mit schwerer Colitis

M Holtmann 1, AP Barreiros 1, A Helisch 2, PR Galle 1, MF Neurath 1
  • 1I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, Germany
  • 2Institut für Nuklearmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, Germany

Ein 18-jähriger Patient wurde wegen seit 7d bestehenden blutigen Diarrhoen 10x/d mit Bauchschmerzen und 38,5° C in ein peripheres Krankenhaus eingeliefert. Bei Aufnahme mäßiggradiger Druckschmerz im li Mittelbauch, ansonsten U'befund einschließlich Vitalzeichen o.B. Hb 9,7mg/dl, Leuko 12/nl und CRP 180mg/l. Coloskopisch Pancolitis mit Nachweis von Kryptenabszessen. Bei V.a. Colitis ulcerosa Behandlung mit 4g Mesalazin, 80mg Prednisolon und 2×500mg Ciprofloxacin. Am Folgetag in der Abdomenleeraufnahme ein dilatiertes Colon von >8cm in der linken Flexur, darauf Verlegung des P. mit V.a. toxisches Megacolon in unsere Klinik. Wir begannen eine immunsuppressive Therapie mit 2mg CSA/kg KG über 24h. Nach 3d Abnahme der blutigen Diarrhoen. Zu diesem Zeitpunkt traf ein mikrobiologischer Stuhlbefund mit Nachweis von Salmonella typhimurium aus dem peripheren Krankenhaus ein. Daraufhin Abbruch der Immunsuppression und Reduktion der Steroiddosis. Wegen Zunahme der Diarrhoen und Bauchschmerzen nach 3d erneute Koloskopie. Hier eine hochfloride Entzündung mit massiven tiefen Ulcerationen und eine nicht passierbare Stenose bei 40cm, histologisch erneut Kryptenabszesse, keine Epithoidzellgranulome. Im Hydro-MRT massive prästenotische Dilatation der linken Flexur, daher Beurteilung der Colon- und Ileumwand unmöglich. Die PET-Untersuchung dagegen zeigte eine massive segmentale Glucoseanreicherung im proximalen C. descendens unter Aussparung der übrigen Colonabschnitte und des Ileums. Wegen des segmentalen Befalls und der massiven entzündlichen Stenose ordneten wir die Colitis als Colitis Crohn ein, gaben Infliximab 5mg/kg KG Woche 0 und 2 und leiteten eine Immunsuppression mit Azathioprin ein. Hierunter schnelle klinische Besserung und langsame Besserung des endoskopischen Befundes mit mukosaler Abheilung nach Woche 12.

Dieser Fall veranschaulicht die Schwierigkeit der Differentialdiagnose zwischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Im Verlauf kommt es wiederholt zu klinisch kritischen Entscheidungssituationen, die diesen Fall für eine interaktive Präsentation mit PET-Abstimmung besonders geeignet machen. Darüberhinaus demonstriert dieser Fall die potentielle Bedeutung der PET als komplementäre funktionelle Bildgebung zur Kartierung des Befallsmusters bei CED.