Z Gastroenterol 2006; 44 - K28
DOI: 10.1055/s-2006-951217

Endoskopische Injektion von Botulinumtoxin A bei einem Patienten mit oropharyngealer Dysphagie bei cricopharyngealer Spastik

J Schirra 1, E Krause 2, M Nicolaus 1, M Storr 1, R Gürkov 2, B Göke 1
  • 1Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, Medizinische Klinik II, München, Germany
  • 2Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, München, Germany

Einleitung: Der gesteigerte Muskeltonus bei Patienten mit spastischen Syndromen führt am oberen Ösophagussphinkter (OÖS) zu einer überschießenden unkoordinierten Kontraktion und einer fehlenden Erschlaffung. Dies verhindert einen physiologischen Schluckakt und führt sekundär zum Überschlucken mit Aspiration. Somit sind diese Patienten dauerhaft auf eine Ernährungssonde und Tracheostomie angewiesen. Durch eine lokale Injektion von Botulinumtoxin A kann der cricopharyngeale Spasmus und somit der Schluckvorgang deutlich gebessert werden.

Methodik: Bei einem 47-jährigen männlichen Patienten mit ausgedehnter linksbetonter Spastik und oropharyngealer Dysphagie nach Subarachnoidalblutung 2002 wurde zunächst der cricopharyngeale Spasmus mittels Röntgenbreischluck und Manometrie verifiziert. Die Manometrie des OÖS wurde bei 50Hz in Halbleitertechnik unter Verwendung einens zirkulären Sleeve-Sensors durchgeführt. Dies erlaubt, auch die schnellen Druckänderungen des OÖS zu quantifizieren (2000mmHg/s). Anschließend erfolgte die lokale submuköse Injektion von insgesamt 180 U Botulinumtoxin A (Dysport®) in 4-Quadrantentechnik im Bereich des OÖS mittels flexibler Endoskopie in Propofol-Sedierung. Zwei Tage später wurde die Dysphagie re-evaluiert mit Götterspeise-Schlucken und mit Manometrie.

Ergebnis: Die Manometrie vor Therapie zeigte einen basalen Sphinkterdruck von 125mmHg mit Fehlen einer schluckreflektorischen Erschlaffung und Pharynxkontraktionen zwischen 80 und 150mmHg. Die Nachuntersuchung am 3. Tag post injectionem zeigte eine deutliche Besserung der Schluckfunktion, so dass ein Kostaufbau unter logopädischem Schlucktraining begonnen werden konnte. Beim Leerschlucken zeigte sich keine Sekretaspiration mehr. Die fehlende Sphinkterrelaxation persistierte, jedoch fand sich eine Reduktion der Sphinkterruhedrucks auf 25mmHg.

Schlussfolgerung: Die lokale Injektion von Botulinumtoxin A ist eine wirkungsvolle Therapie des cricopharyngealen Spasmus bei Patienten mit spastischen Syndromen. Die Halbleitermanometrie mit einem zirkulären Sleeve-Sensor ist nützlich, um pharmakologische Effekte auf die OÖS-Motilität zu objektivieren. Die erforderlichen regelmäßigen Nachinjektionen sind über eine flexible Endoskopie ohne Vollnarkose durchführbar.