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DOI: 10.1055/s-2006-951214
Eine 23 Jahre alte Patientin mit therapierefraktär Anämie und Gewichtsverlust
Anamnese: Eine 23 Jahre alte Patientin stellte sich wegen einer therapierefraktären Anämie und Gewichtsverlusts von 20kg in den letzten 18 Monaten vor. Im Jahr vor der aktuellen Vorstellung war auswärts eine ausgiebige Diagnostik mit mehrfachen Stuhluntersuchungen, zweimaliger Ösophago-Gastro-Duodenoskopie und Koloskopie mit Probenentnahmen, gynäkologischer Untersuchung und Computertomographie des Abdomens ohne wegweisende Befunde durchgeführt worden. H2-Atemtests mit Glukose, Laktose und Fruktose waren ebenfalls ohne pathologischen Befund gewesen. Drei Beckenkammbiopsien hatten Hinweise für eine Frühform eines myeolodysplastischen Syndroms gezeigt. Die Patientin hielt eine normale Diät ein und hatte drei geformte Stühle pro Tag, ohne Blut- oder Schleimbeimengungen. Befund: Gewicht 46kg bei 168cm (BMI 16). Hb 10,1g/dl, MCV 73 fl, CRP 5,6mg/dl, Albumin 1,9g/dl, Folsäure 1,2 ug/l (>2,8), Transferrinsättigung 6%. Ferritin mit 80 ug/l und Vitamin B12 unter Substitution mit 557 ng/l normwertig, Transglutaminase-Antikörper negativ.
Diagnostische Maßnahme: Eine Doppelballonendoskopie (Push-and-Pull) bis 240cm distal des Pylorus zeigte beginnend im tiefen Jejunum und nach distal zunehmend entzündliche Schleimhautläsionen mit konfluierenden Fibrinbelägen und fissuralen Ulzerationen. Die Läsionen wurden biopsiert. Histologisch zeigte sich eine schwergradige chronisch ulzerierende Entzündung der Jejunum-Schleimhaut passen zu einem Morbus Crohn.
Diskussion und Verlauf: Unter einer immunsuppressiven Therapie mit Prednisolon und Azathioprin wird ein Rückgang der klinischen und laborchemischen Befunde mit ansteigendem Hb-Werten und Gewichtszunahme von 7kg beobachtet. Eine auf den proximalen Dünndarm begrenzte Manifestation eines Morbus Crohn ist mit weniger als 3% aller Crohn-Erkrankungen selten. MRT-Sellink, Videokapselendoskopie und Doppelballonendoskopie (DBE) sind wichtige diagnostische Instrumente; nur die DBE erlaubt jedoch die Probenentnahme und histologische Sicherung der Diagnose.