Z Gastroenterol 2006; 44 - K20
DOI: 10.1055/s-2006-951209

Lebertransplantation nach Polytrauma bei (sub-)akutem Leberversagen auf dem Boden einer Leberruptur mit konsekutiver sekundär sklerosierender Cholangitis: Schnittstelle Chirurgie und Intensivmedizin

AA Schnitzbauer 1, S Farkas 1, T Bein 2, HJ Schlitt 1, A Obed 1
  • 1University of Regensburg Medical Center, Department of Surgery, Regensburg, Germany
  • 2University of Regensburg Medical Center, Department of Surgery, ICU, Regensburg, Germany

Ein polytraumatisierter Patient wurde mit folgenden Diagnosen zu verlegt:

SHT °II, Thoraxtrauma mit ARDS, Leber- und Milzruptur, Frakturen von Dens axis, III°ig offene Clavicula-, III°ig offener Humerusdislokationsfraktur mit Abriss der A. subclavia und Plexus brachialis, Fraktur von Scapula, Femur, Patella und proximalem und distalem Tibiaschafts, allem rechts. Auffällig war ein Transaminasenanstieg über 600 U/l und eine kompromittierte Gerinnung.

Bei freier Flüssigkeit erfolgte die Laparotomie und ein Packing der Leber. Die Extremitäten- und Gefäßverletzungen wurden ebenfalls, unter Massentransfusion, versorgt.

Im Verlauf war der Patient prolongiert intensivpflichtig, entwickelte ein komplettes Lungenversagen und eine pumpenfreie extrakorporale arterio-venöse Lungenunterstützung (pECLA) wurde angelegt. Nach multiplen Gefäßrevisionen entstand aufgrund des Infektes am Humerus eine fulminante Sepsis, so dass die Humerusexartikulation erfolgte. Der Patient wurde tracheotomiert, die Extremitäten osteosynthetisch versorgt und cervical mittels Halofixateur stabilisiert.

3 Wochen nach Packing der Leber zeigten sich eine Hyperbilirubinämie (9.8mg/dl) und Entzündungszeichen (CRP 180mg/l, Leukozyten 20/nl). Intrahepatisch zeigte ein CT in Segment 7 und 8 ein infiziertes Biliom, welches drainiert wurde. In der ERCP fand sich das Bild einer sekundär sklerosierende Cholangitis. Es erfolgte Stenteinlage in den DHC. Drainagen-und Gallengangsabstrich erbrachten den Nachweis von E. coli (ESBL), E. faecium und C. albicans. Unter antibiotischer und antimykotischer Therapie besserten sich die Leberwerte.

8 Wochen nach Trauma kam es zu einem fulminanten Leberversagen, Enzephalopathie, Reanimation und Transaminasenanstieg von GOT 4425 U/l und GPT 1006 U/l sowie Gerinnungsversagen. Es erfolgte die Meldung zur T1-Lebertransplantation. Am 2. Tag nach Lebertransplantation zeigte sich eine nahezu normalisierte Gerinnungsleistung so wie ein deutlich gesunkener Bilirubinwert.

2 Tage nach LTX erforderte eine Ulkusblutung aus dem Duodenum eine BII Resektion des Magens. 5 Monate postoperativ entwickelte sich ein transplantations-assoziiertes hochmalignes B-Non-Hodgkin-Lymphom vom B-Zell Typ. Dies konnte mit 3 Zyklen Chemotherapie erfolgreich therapiert werden.