Z Gastroenterol 2006; 44 - K19
DOI: 10.1055/s-2006-951208

52-Jähriger Patient mit großem Dünndarmtumor und Darm-zu-Darm-Penetration als Erstmanifestation eines B-Zell-Lymphoms

C Schäfer 1, J Seiderer 1, C Tillack 1, K Herrmann 2, B Raziorrouh 1, A Wagner 1, B Göke 1, T Ochsenkühn 1, H Diepolder 1
  • 1Klinikum der Universität München, Medizinische Klinik II, München, Germany
  • 2Klinikum der Universität München, Institut für Radiologie, München, Germany

Es stellte sich ein 52-jähriger Patient wegen diffuser Bauchschmerzen, insbesondere postprandial und einer Gewichtsabnahme von ca. 10kg in den letzten 6 Monaten in unserer Ambulanz vor. Stuhlgang normal, zuletzt eher Obstipation und viel Flatulenz. Die auswärtige Diagnostik inkl. CT und Laparoskopie war unauffällig. Auffällige Laborparameter bei Aufnahme: Eisenmangelanämie (Hb 12,6g/dl, Eisen 74µg/dl), CRP 1,1mg/dl. Da anamnestisch in der Kindheit fraglich ein M. Crohn festgestellt worden sei, dieser aber nie behandelt wurde, führten wir eine MRT-Sellink Untersuchung durch. Hier wurde im Jejunum ein umschriebenes Segment mit Wandverdickung, transmuraler Entzündung und fraglich kleinen perimuralen Mikroabszessformationen beschrieben. Kein Hinweis auf größere Abszessbildung. Die Veränderungen waren vereinbar mit einem M. Crohn im Stadium einer beginnenden Penetration.

Eine daraufhin durchgeführte Kapselendoskopie zeigte im Jejunum/Ileum eine hochgradige entzündlich und ulzerierende Stenose. Hier blieb die Kapsel für mehrere Tage stecken und erreichte dann via naturalis den Anus.

Die „Push-and-Pull-Endoskopie“ (PPE) zeigte bei mindestens 200cm im Jejunum (oder Übergang Ileum) massiv Speisereste. Nach Wegspülen zeigte sich ein grotesker Befund mit 3 Dünndarmlumina, von denen mindestens eines blind verschlossen wirkte. Auch nach KM-Gabe fand sich keine Auflösung, sondern Rückfluss. Die anderen Lumina waren über mehr als 10cm intubierbar und zeigten dort wieder normale Schleimhaut. Im Bereich der Gabelung derbe ulzerierte Schleimhaut, entzündlich/dd neoplastisch. Zudem zeigte sich weiter peroral (ca. 80cm post pylorum) ein weiteres kleines Ulkus und ödemätös veränderte Schleimhaut. Histologisch zeigte sich neben entzündlichem Schorf Anteile einer malignen Neoplasie. Hierbei handelte es sich um Anteile eines diffusen großzelligen B-blastären Non-Hodgkin-Lymphoms. Alle anderen Staging-Untersuchung inkl. KM-Biopsie waren unauffällig. Nach Dünndarmteilresektion und anschließender Chemotherapie (R-CHOP) ist der Patient seit 6 Monaten in Remission.

Schlussfolgerung: Mithilfe der PPE konnte schnell und zuverlässig die Diagnose eines Non-Hodgkin-Lymphoms gestellt werden. Die PPE könnte der Goldstandard für die Dünndarmdiagnostik werden.