Z Gastroenterol 2006; 44 - K18
DOI: 10.1055/s-2006-951207

Bergung von 2 Endoskopiekapseln aus dem distalen Dünndarm durch retrograde Doppelballonenteroskopie bei einem Patienten mit stenosierter Jejunoascendostomie

S Miehlke 1, S Brückner 1, D Aust 2, A Morgner 1, A Madisch 1
  • 1Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik I, Dresden, Germany
  • 2Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, Institut für Pathologie, Dresden, Germany

Einleitung: Die Doppelballonenteroskopie (DBE) ist ein neues Verfahren zur diagnostischen und therapeutischen Endoskopie des Dünndarms, dass unter anderem auch die Entfernung von Fremdkörpern aus dem Dünndarm erlaubt. In der Literatur sind bislang 3 Patienten beschrieben, bei denen mittels antegrader DBE Endoskopiekapseln aus dem Dünndarm entfernt werden konnten.

Ziel: Wir berichten hier über einen 43-jährigen Patienten mit stenosierter Jejunosascendostomie, bei dem mittels retrograder DBE 2 Endoskopiekapseln aus dem Dünndarm geborgen werden konnten.

Methodik & Ergebnis: Die Vorgeschichte des Patienten beinhaltet die Resektion eines Meckel-Divertikels 1976 mit anschließenden Komplikationen, die repetitive Laparotomien und limitierte Dünndarmteilresektionen erforderten und eine zirkulär stenosierte aber asymptomatische Jejunoascendostomie hinterliessen. Aufgrund rezidivierender Eisenmangelanämien wurden im weiteren Verlauf unter anderem zwei Kapselendoskopien in 5/04 und 10/05 durchgeführt. Eine anschließende Röntgenuntersuchung in 10/05 dokumentierte den Verbleib beider Kapseln im distalen Dünndarm.

In unserer Klinik erfolgte zunächst die antegrade DBE, die die Endoskopiekapseln nicht erreichen konnte. Darauf erfolgte die Koloskopie mit Ballondilatation der stenosierten Jejunoascendostomie. Durch die nachfolgende retrograde DBE (Fuji EN-450P5/20) konnte die Stenose mühelos passiert und beide Kapseln ca. 60cm proximal der Anastomose identifiziert werden. Die erste Kapsel wurde mittels Polypektomieschlinge aus dem Dünndarm extrahiert und im Kolon ascendens abgelegt. Anschließend erfolgte die komplette Extraktion der zweiten Kapsel mittels Polypektomieschlinge ex ano.

Der Patient wurde am Folgetag beschwerdefrei entlassen und schied die erste Kapsel 3 Tage später aus. Während eines Follow-up von 6 Wochen verblieb der Patient asymptomatisch.

Schlussfolgerung: Der vorliegende Fall zeigt, dass auch mittels retrograder DBE die Extraktion von Endoskopiekapseln aus dem Dünndarm auch bei erschwerter Anatomie komplikationslos möglich ist und eine Operation vermieden werden kann.