Z Gastroenterol 2006; 44 - K16
DOI: 10.1055/s-2006-951205

Dysphagie nach kompletter Verätzung von Oesophagus und Magen – dilatieren oder operieren?

T Heuer 1, H Gerards 1, S Kothe 2, U Kania 2, U Graeven 1
  • 1Krankenhaus St. Franziskus, Medizinische Klinik I, Mönchengladbach, Germany
  • 2Kliniken Maria Hilf GmbH, Klinik für Allgemein-, Visceral- und Thoraxchirurgie, Mönchengladbach, Germany

Wir berichten über eine 27-jährige Patientin, die nach versehentlicher Ingestion einer Reinigungssubstanz mit dem Verdacht auf eine Verätzung des Oesophagus in unserer Klinik aufgenommen wurde. Bei der ÖGD fand sich eine komplette Nekrose der gesamten tubulären Speiseröhre und des Magens. Nach symptomatischer Therapie und parenteraler Ernährung erfolgte eine endoskopische Kontrolle. Hierbei war der gesamte Oesophagus enggestellt und mit einem pflastersteinartigen Relief ausgekleidet. Im narbig geschrumpften Magen fanden sich vereinzelte Schleimhautinseln neben denen man auf die Muskelschicht blickte. Der Pylorus war deutlich verengt und für das Kindergastroskop nicht zu passieren. In Rücksprache mit der chirurgischen Abteilung wurde der Versuch einer Pylorusdilatation durchgeführt, hierbei kam es zur Perforation durch einen 0,2mm Führungsdraht. Bei radiologisch nachgewiesener freier Luft erfolgt die Laparatomie, ohne dass die Leckage gefunden wurde, in gleicher Sitzung wurde eine hintere GE angelegt. Zum jetzigen Zeitpunkt berichtet die Patientin über eine weiter bestehende mäßige Dysphagie, der Osophagus wirkt insgesmat amotil und eng. Rezidivierende Engen die immer wieder an verschiedenen Stellen neu entstehen werden in regelmäßigen Abständen dilatiert. Eine durchgeführte Manometrie zeigte eine diffuse Kontraktionsstörung mit fehlender Propulsion, ohne manometrisch definiertes Krankheitsbild. Somit ist neben der Schleimhautschädigung auch eine neurogene/myogene Schluckstörung zu postulieren.

Bei dieser Patient stellt sich die Frage des weiteren interdisziplinären Vorgehens: Weitere Dilatationen oder Operation mittels Coloninterponat? – Eine effiziente medikamentöse Therapie steht nicht zur Verfügung!